Noch eine Geschichte

Krumpfz im Dialog

Neulich habe ich davon erzählt, wie die Fuchsi-Geschichten bei uns Einzug gehalten haben. Am Anfang hatten wir Eltern noch die volle Deutungshoheit über Fuchsis Abenteuer. Inzwischen aber will Krumpfz immer ein Wörtchen mitreden, wenn wir ihm etwas Neues von Fuchsi und seinen Freunden erzählen – was uns Eltern oft vor unerwartete Plot-Twists stellt. So zum Beispiel gestern Abend, als ich Krumpfz ins Bett bringen wollte.

Krumpfz (wirft sich in sein Bettchen auf sein blaues Kissen): „Noch eine Fuchsi-Geschichte!“

Ich (wohl wissend, dass das länger dauern wird): „Okay, noch eine – und dann wird geschlafen!“

Krumpfz: „Ja!“

Ich lege mich neben Krumpfz und hole gerade Luft, da unterbricht er mich schon.

Krumpfz: „Mit vielen Freunden! Mit ohne Taucher! Wie Fuchsi ins Dino-Gehege geht!“

Ich: „Okay. Also: Es war einmal ein kleiner, roter Fuchs, der wohnte mit seiner Familie unter einer großen, alten Eiche – und sein Name war…“

Krumpfz: „Fuchsi!“

Ich: „Genau! Eines Morgens wachte Fuchsi ganz aufgeregt auf. Denn heute wollte er mit seinen Freunden ins Dino-Gehege gehen. Er war so aufgeregt, dass er am liebsten gar nicht gefrühstückt hätte. Aber seine Mutter stand schon in der Küche und sagte: ‚Fuchsi, ich weiß, du bist ganz aufgeregt, aber du musst etwas essen, denn ihr geht heute ja den ganzen Tag ins Dino-Gehege. Guck, ich habe dir schon dein Schoko-Müsli hingestellt. Und für unterwegs habe ich dir deine Bagger-Tupper und Traktor-Flasche gefüllt und in deinen Fuchs-Rucksack gepackt.‘ Schnell aß Fuchsi sein Frühstück und hastduihnnichtgesehen war er auch schon auf dem Weg zur Bushaltestelle. Denn dort wollte er sich mit seinen Freunden treffen. Hansi war schon da, Fuchsi kam als Zweiter an. Danach kamen Pu, Fröschli, Rehlein und Hirschi – und schon konnte es losgehen.“

Krumpfz: „Und Hazel! Hazel kommt auch mit!“

Ich: „Ach Hazel auch?“

Krumpfz: „Ja!“

Ich: „Hazel war also auch an der Bushaltestelle. Und da kam auch schon der Bus angefahren.“

Krumpfz: „Der alte Hirsch fährt den Bus! Der ist ganz älter geworden und kann nicht mehr so gut Zug fahren.“

Ich (irritiert, schließlich war der alte Hirsch bisher immer als Lokführer in Erscheinung getreten): „Okay, also der alte Hirsch fuhr den Bus und Fuchsi stieg zuerst ein…“

Krumpfz: „Nein, Robbie steigt zuerst ein!“

Ich: „Robbie steigt auch mit ein?“

Krumpfz: „Ja, der ist einfach so reingerutscht!“

Ich (bei dem Versuch, die Erzählung wieder in Gang zu kriegen): „Und Fuchsi kaufte beim alten Hirsch noch ein Gruppenticket für alle und dann fuhren sie los zum Dino-Gehege. Schon bald waren sie an der Bushaltestelle des Dino-Geheges angekommen und…“

Krumpfz (aufgeregt): „Oh! Ich hab noch eine Idee! Das war nicht das Dino-Gehege!“

Ich (verdutzt): „Nicht?“

Krumpfz (halb schockiert, halb belustigt): „Nein! Das war das Wildschwein-Gehege!“

Ich: „Hatte sich der alte Hirsch verfahren?“

Krumpfz (jetzt ganz wach und belustigt): „Ja!“

Ich (weiter im Erzählton): „Das merkten auch die Tierkinder. Sie guckten sich an, denn sie wussten, dass sie nicht am richtigen Gehege angekommen waren. Und Fuchsi rief dem alten Hirsch zu: ‚Das ist das falsche Gehege!‘ ‚Oh‘, sagte der alte Hirsch, ‚dann muss ich mich wohl verfahren haben. Ich bringe euch zum Dino-Gehege.‘ Also drehte er um und fuhr die Tierkinder zum Dino-Gehege.“

Krumpfz (belustigt): „Oh! Das war auch nicht das Dino-Gehege!“

Ich (Böses ahnend): „Sondern?“

Krumpfz (glucksend): „Das Hirsch-Gehege!“

Ich (wieder im Erzählton): „Okay… Der alte Hirsch hatte offensichtlich vergessen, wie er zum Dino-Gehege kommt. Er hatte sich wieder verfahren! Also mussten die Tierkinder ihm nochmal sagen, dass er falsch gefahren war. Sie drehten um – und dieses Mal fand der alte Hirsch den Weg zum Dino-Gehege.“

Krumpfz (offenkundig immer noch amüsiert von der eigenen Idee): „Oh! Der alte Hirsch hat sich schon wieder verfahn!“

Ich (langsam resignierend, weil ich das Kind so nie ins Bett bekommen würde): „So?“

Krumpfz (lachend): Das war das Ameisen-Gehege!“

Ich (mit gespielter Empörung): „Das Ameisen-Gehege? Oh nein! Da hatte sich der alte Hirsch schon wieder fahren! Kein Wunder, er war ja auch schon alt und sehr vergesslich. Und was machten sie nun? Drehten sie um und fuhren zurück?“

Krumpfz: „Ja.“

Ich (erstaunt ob der plötzlichen Wendung, aber gleichzeitig hoffnungsvoll, jetzt die Fäden der Erzählung wieder in die Hand nehmen zu können): „Okay, also fuhren sie zurück in den Wald und gingen dort am Bach spielen.“

Krumpfz (insistierend): „Nein! Sie gingen zum Dino-Gehege!“

Ich (verwirrt): „Ach, das Dino-Gehege ist in Fuchsis im Wald?“

Krumpfz: „Ja.“

Ich (weiter um eine konsistente Erzählung bemüht): „Also gingen sie zum Dino-Gehege und schauten sich die Dinos an. Was gab es denn da für Dinos?“

Krumpfz (freudig): „Ein großer Dino hat einen kleinen Dino umgebumsiet. Der hat mit seinem langen Schwanz den kleinen Dino umgebumsiet! Oh! Der kleine Dino ist in den Sand gefallen – Plumps! Aua!“

Ich: „Oh… Aua! Hat sich der kleine Dino wehgetan?“

Krumpfz (belustigt): „Nein! Der kleine Dino ist ganz sandig!“

Ich: „Okay, dann hat er sich bestimmt geschüttelt, um wieder sauber zu werden, oder?“

Krumpfz: „Nein, der kann sich nicht schütteln.“

Ich: „Aha?!“

Krumpfz: „Nur wackeln!“

Ich: „Ah, dann hat er gewackelt und dann ist der Sand abgefallen?“

Krumpfz: „Nein!“

Ich: „Okay… (schnell den Erzählfaden wieder aufnehmend) Naja, auf jeden Fall haben die Tierkinder eine Weile den Dinos zugeguckt und sind dann nach Hause gegangen, denn es war ein langer Tag gewesen.“

Krumpfz: „Nein! Sie gehen noch zu einem anderen Gehege!“

Ich (auf das Schlimmste gefasst): „So? Zu welchem denn?“

Krumpfz: „Zum Katzen-Gehege!“

Ich: „Okayyy… und konnte man die Katzen da streicheln?“

Krumpfz: „Ja. Da war eine Tür. Eine Tür aus Holz. Die machten sie auf und zu.“

Ich: „Und dann streichelten sie die Katzen?“

Krumpfz: „Ja.“

Ich (die Chance ergreifend): „Was für ein schönes Ende!“

Bettgeschichten

Krumpfz im Dialog

Krumpfz ins Bett zu bringen war in den letzten zwei Jahren schon vieles: zeitintensiv, nervenaufreibend, ermüdend, gemütlich… zuletzt aber zunehmend unterhaltsam. Denn nach Krumpfz‘ anfänglich sprachlich noch sehr eingeschränkten Konjugationsübungen am Abend ist der letzte Schritt unserer Abendroutine inzwischen ein mehr oder minder tiefgründiges Gespräch.

Wir liegen also im dunklen Schlafzimmer, Krumpfz hat seinen Vitamin D-Drops und den obligatorischen letzten Schluck „Bitzelwasser“ (so nennen wir hier Mineralwasser) intus und warten auf den Schlaf (der am Ende oft uns beide übermannt).

Während ich meist einfach froh bin, Krumpfz endlich erfolgreich ins Bett komplimentiert zu haben und jetzt einfach nur noch ruhig daliegen möchte, entwickelt Krumpfz im Schummerlicht ein plötzlich sehr ausgeprägtes Kommunikationsbedürfnis. Ohne verbalen Vorspann beginnt er, seine Gedanken mit mir zu teilen.

Anfangs versuchte ich noch, seine unvermittelten Gesprächseröffnungen zu ignorieren. Nach einem gemeinsamen Tag in Stuttgart, an dem wir beim Hipster-Optiker meine neue Brille abholten, klang das dann so:

Krumpfz: Mama Bille abholt!

Ich: Mhmh.

Krumpfz (mit Nachdruck): Mama Bille abholt!

Ich: Mhmh.

Krumpfz (noch lauter): MAMA BILLE ABHOLT!

Ich: Ist ja gut! Wir haben heute meine Brille abgeholt.

Und so merkte ich schnell, dass ich mit Ignoranz nicht zum Ziel – dem baldigen Einschlafen meines Sohnes – kommen würde. Also änderte ich meine Strategie und begann, Krumpfz ein geduldiger Gesprächspartner zu sein – was sich wirklich auszahlt! Denn so mancher Dialog hat mich total amüsiert oder aber mein Herz erwärmt. Hier ein paar Beispiele der letzten Wochen:

 

Größenverhältnisse

Krumpfz: Papa noch groß!

Ich: Papa ist ganz groß?

Krumpfz: Opa Laus auch!

Ich: Und Oma Marlies?

Krumpfz: Groß!

Ich: Und Opa Micha?

Krumpfz: Groß!

Ich: Und Oma Marianne?

Krumpfz: Groß!

Ich: Und Krumpfz?

Krumpfz (grinst): Klein!

 

Wider die Schwerkraft

Krumpfz: Bitzelwasser trinke!

Ich: Dann musst du dich nochmal hinsetzen.

Krumpfz: Im Liegen trinke!

Ich: Nein, das geht nicht.

Krumpfz: Mama im Liegen trinke!

Ich: Das geht nicht. Wegen der Schwerkraft. Wasser läuft nach unten. Und dann läuft alles über einen drüber und man wird nass. Deshalb trinkt man am besten im Sitzen oder im Stehen.

Krumpfz (setzt sich abrupt auf, voller Begeisterung): Im Stehen trinke!

Ich: Krumpfz, nicht…

Krumpfz (steht schwankend im Bett auf, greift nach dem Becher mit Mineralwasser): Bitzelwasser trinke! (trinkt)

Ich (seufz): …

 

Tierfutter

Papa (erzählt eine Geschichte): „… und so fuhr die kleine Katze mit dem grünen Traktor in die Stadt, um einzukaufen. Aber die anderen Tiere auf dem Bauernhof hatten ihr gar nicht gesagt, was sie essen wollen. Also überlegte die kleine Katze. Da fiel ihr ein, was sie für die anderen Tiere kochen würde…

Krumpfz (voller Inbrunst): Sotto!

Papa (sich zusammenreißend): Risotto, was für eine gute Idee!

 

Arbeitnehmerschutz

Krumpfz: Esse noch!

Ich: Nein, jetzt gibt es nichts mehr zu essen.

Krumpfz: Brötchen esse!

Ich: Morgen kannst du wieder ein Brötchen essen.

Krumpfz (mit Nachdruck): Jetzt!

Ich: Wir haben keine Brötchen mehr.

Krumpfz: Brötchen eintaufe!

Ich: Das geht nicht. Der Bäcker hat schon zu. Der hat Feierabend.

Krumpfz (bestimmt): Weiterarbeite!

Ich: Das ist gegen die tariflichen Bestimmungen.

Krumpfz: Weiterarbeite!

Ich: Die Ausbeutung des Arbeiters endete Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Gründung von Gewerkschaften.

Krumpfz (unbeirrt): Weitermache!

Ich (lachend ab):

 

Über Freundschaft

Krumpfz: Tom* Freunde.

Ich: Tom ist dein Freund.

Krumpfz: Auf Tom aufpasse!

Ich: Du passt auf Tom auf?

Krumpfz: Tom nicht hinfalle.

Ich: … damit Tom nicht hinfällt. Du bist ein guter Freund!

 

Das Schönste aber an diesen Gesprächen ist das Ende. Denn irgendwann wird Krumpfz ruhiger, seine Augen werden schwerer und sein Redeschwall versiegt. Dann nimmt er mich in den Arm und sagt: „Mama lieb!“ Da geht mir natürlich das Mutterherz auf. Allerdings hüte ich mich inzwischen, hier näher nachzufragen. Denn auf Nachfrage „Und wen hast du noch lieb?“ habe ich zuletzt „Traktor mit An-ne“ bekommen. Damit stehe ich auf einer Stufe mit seinem Plastik-Traktor mit Anhänger. Und das wollte ich dann doch nicht so genau wissen.

* der im wirklichen Leben anders heißt.

Abendliche Konjugationsübung

Krumpfz im Dialog

Es ist Freitagabend, halb acht. Ich liege mit Krumpfz im Bett meines Jugendzimmers. Wir sind bei meinen Eltern zu Besuch und es ist Zeit zum Schlafen. Wir schauen ein Buch über Fahrzeuge an. Doch Krumpfz driftet thematisch ab:

Krumpfz: Opa dusch!

Ich: Opa duscht?!

Krumpfz: Oma dusch!

Ich: Oma auch?!

Krumpfz: Opa dusch!

Ich: Ok…

Krumpfz: Oma dusch!

Ich: Oma duscht.

Krumpfz: Nini dusch!

Ich: Nini duscht auch. Und Papa?

Krumpfz: Dusch!

Ich: Papa duscht. Und Mama?

Krumpfz: Dusch!

Ich: Mama duscht. Und die andere Oma*?

Krumpfz: Andere Oma dusch!

Ich: Die andere Oma duscht. Und Tante Anne**?

Krumpfz (überlegt kurz, dann): Dusch!

Ich: Die duscht auch? Ja sowas! Und Tante Gabi?

Krumpfz: Dusch!

Ich: Tante Gabi duscht auch. Alle duschen! Auch Onkel Tom?

Krumpfz: Dusch!

Ich (das Gespräch langsam abkürzen wollend): Na, sowas!

Krumpfz: Nini dusch!

Ich: Ja, Nini duscht…

Krumpfz: Radda*** dusch!

Ich: Hmhm.

Krumpfz: Tüta**** dusch!

Ich: Soso.

Krumpfz: Opa dusch!

Ich: …

Krumpfz: Nini dusch.

Ich: …

Krumpfz: Opa dusch.

Stille. Die Konjugation hat geholfen. Krumpfz fallen die Augen zu. Er schläft ein. Gute Nacht, kleiner Krumpfz.

*So nennt Krumpfz seine Uroma.

**Die im echten Leben anders heißt.

*** Radlader

**** Feuerwehrauto

Die Geschichte vom Weihnachtsbaum

Krumpfz im Dialog

Seit einer Woche ist er weg: unser Weihnachtsbaum. Das ist an sich noch keine Nachricht wert. Könnte man zumindest meinen. Doch Krumpfz sieht das anders. Für ihn ist es die Geschichte schlechthin.

Schließlich war der Weihnachtsbaum der erste, den Krumpfz wirklich wahrgenommen hat. Drei Wochen stand er fast täglich staunend davor, zeigte uns jeden „Nana“, winkte dem kleinen Holzengel zu und ließ seinen Duplo-Zug um den Baum fahren. Kurz: Er war ein riesiger Fan dieses Weihnachtsbaumes.

Als letzten Freitag dann der Tag kam, an dem wir den Baum abschmücken und zur Abholung an die Straße stellen mussten, machte ich mir deshalb tatsächlich kurz Sorgen, wie Krumpfz den Abschied verkraften würde. Allerdings waren sie völlig unbegründet: Krumpfz schaute uns bei unserem Tun interessiert zu – und das war’s.

Zwei Tage später aber begann Krumpfz, die Geschichte vom Weihnachtsbaum zu erzählen. Und zwar ungefähr so:

Krumpfz: „Bau!“

Ich: „Ja, da stand unser Weihnachtsbaum.“

Krumpfz: „Baba!“

Ich: „Papa hat den Baum weggebracht und an die Straße gestellt. Da wurde der Baum dann abgeholt.“

Krumpfz: „Mama!“

Ich: „Und Mama hat den Baum abgeschmückt, richtig!“

Krumpfz: „Nana!“

Ich: „Da waren ganz viele Sterne dran.“

Krumpfz: „Hmmm!“

Und wie soll ich sagen: Die Geschichte hat ihn bis heute nicht losgelassen. Er hat sie mir an jedem Tag dieser Woche mindestens ein Mal erzählt. Heute waren wir zum Beispiel zusammen im Supermarkt einkaufen. An der Kasse mussten wir Schlange stehen. Und dort hatte jemand neben dem Kaugummi-Quengelregal die Überreste der Weihnachtszeit zusammengetragen – darunter auch irgendwelche Pralinen in einem vergoldeten Tannenbaumgehäuse. Und schon ging es los: „Bau!“, rief Krumpfz dem wartenden Paar vor uns zu. „Ja, das ist ein Weihnachtsbaum“, sagte ich. „Baba!“, rief Krumpfz. Ich seufzte. Und dann erzählten wir der ganzen Warteschlange die Geschichte von unserem Weihnachtsbaum. To be continued.

Die zwei Seiten einer Nachricht

Krumpfz im Dialog

Wohnzimmer. Das Sonnenlicht fällt durch das vom Pollenflug der letzten Wochen gelbbestaubte Giebelfenster und spiegelt sich im glatten Parkettfußboden. Dort liegt – von Bauklötzen umringt – Krumpfz. Ich sitze vor ihm und baue einen Turm, den er noch während meines Tuns einreißt.

 Sicht I: Mama

 Ich (mit gespieltem Entsetzen): Oh, ich war doch noch gar nicht fertig!

Krumpfz (mich mit großen blauen Augen kurz anblickend, dann sich den Klötzen widmend): Hmpf! Eh!

Ich: Du, Krumpfz, ich muss jetzt mal in die Küche und deinen Brei aufsetzen.

Krumpfz kaut auf dem orangefarbenen Torbogen-Klotz herum ohne aufzublicken.

Ich (im Aufstehen): Also, ich bin gleich wieder da! Warte kurz, ok?

Krumpfz (sieht, dass ich aufstehe): Ääääääh!

Ich (im Hinausgehen): Nur ganz kurz! Ich bin gleich wieder da!

Ich durch die offene Wohnzimmertür ab. Kurze Stille. Aus der Küche hört man, wie ich den Kühlschrank öffne und schließe. Wieder kurze Stille.

Krumpfz (leicht weinerlich): Äääääääh!

Ich (aus dem Off im mütterlichen Singsang): Ich muss den Brei nur noch kurz in den Topf füllen und auf den Herd stellen, dann bin ich wieder bei dir!

Geräusche vom Öffnen und Schließen einer Schublade, dann von einem Löffel in einem Einmachglas und gegen den Topfrand im Wechsel.

Krumpfz (lauter): Emmmäääääääääh!

Ich (aus dem Off, beschwichtigend): Och Schätzele, ich bin doch nur in der Küche!

Krumpfz (ungehalten): WÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄ!

Ich (durch die offene Wohnzimmertür blickend): Guck, da bin ich doch!

Krumpfz (verdutzt, kurz innehaltend): Öhö.

Ich verschwinde wieder im Off. Man hört, wie ich den Topfdeckel auf den Topf setze und letzteren mit einem „Klack!“ auf den Herd stelle.

Krumpfz (flugsauriergleich): EMMMMÄÄÄÄÄÄÄÄH! MAMMMMMM!

Ich (im Laufschritt in der Tür erscheinend, Krumpfz vom Boden aufhebend und an sich drückend): Ochjeee, so schlimm?

Krumpfz (kurz an mich kuschelnd, dann aber rhythmisch mit Po und Beinen – und damit letztlich mit dem ganzen Körper auf- und niederhampelnd): Emmm!

Ich (seufzend): Okayokay, dann lass uns weiterbauen.

Ich setze Krumpfz zwischen den Bauklötzen ab.

Krumpfz (nach dem nächstbesten Bauklotz greifend): Hö!

 

Sicht II: Krumpfz

Ich (mit gespieltem Entsetzen): Oh, sikujawahi bado!

Krumpfz (mich mit großen blauen Augen kurz anblickend, dann sich den Klötzen widmend): Mir doch egal, ich brauche den orangefarbenen Klotz!

Ich: Wewe, Krumpfz, ninahitaji kuweka jikoni na uji wako.

Krumpfz kaut auf dem orangefarbenen Torbogen-Klotz herum ohne aufzublicken.

Ich (im Aufstehen): Naam, nitakuwa nyuma! Subiri dakika, sawa?

Krumpfz (sieht, dass ich aufstehe): Hey, wo willst du denn plötzlich hin?!

Ich (im Hinausgehen): Ni mfupi sana! Nitawa nyuma!

Ich durch die offene Wohnzimmertür ab. Kurze Stille. Aus der Küche hört man, wie ich den Kühlschrank öffne und schließe. Wieder kurze Stille.

Krumpfz (leicht weinerlich): Lass mich nicht allein zurück!

Ich (aus dem Off im mütterlichen Singsang): Ni lazima tu kujaza uji katika sufuria na kuiweka kwenye jiko, basi nitarudi nawe!

Geräusche vom Öffnen und Schließen einer Schublade, dann von einem Löffel in einem Einmachglas und gegen den Topfrand im Wechsel.

Krumpfz (lauter): Ey, ich finde das hier echt nicht so cool allein!

Ich (aus dem Off, beschwichtigend): Och hinzina, mimi niko jikoni tu!

Krumpfz (ungehalten): NEEEEEEEIN! NICHT NACH VENEZUELA AUSWANDERN!

Ich (durch die offene Wohnzimmertür blickend): Angalia, kuna mimi!

Krumpfz (verdutzt, kurz innehaltend): Puh, doch noch da!

Ich verschwinde wieder im Off. Man hört, wie ich den Topfdeckel auf den Topf setze und letzteren mit einem „Klack!“ auf den Herd stelle.

Krumpfz (alarmiert): MAMAAAAAA! BLEIB BEI MIR! NICHT NACH VENEZUELA AUSWANDERN!

Ich (im Laufschritt in der Tür erscheinend, Krumpfz vom Boden aufhebend und an sich drückend): Ochjeee, mbaya sana?

Krumpfz (kurz an mich kuschelnd, dann aber rhythmisch mit Po und Beinen – und damit letztlich mit dem ganzen Körper auf- und niederhampelnd): Oh, du bist aber kuschelig! Äh, Moment, ich will doch gar nicht kuscheln! Ich will zurück zu meinen Klötzen! Los, lass mich runter! Schnell!

Ich (seufzend): Wewewewe, basi hebu tuendelee kujenga.

Ich setze Krumpfz zwischen den Bauklötzen ab.

Krumpfz (nach dem nächstbesten Bauklotz greifend): Geht doch!