Siegen allein macht auch nicht glücklich

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Grundsätzlich halten mein Mann und ich uns ja für sehr tolerante Eltern: Ob Krumpfz am oder unter dem Tisch isst – uns doch egal! Ob er seine Fingernägel oder Fußnägel lackiert – soll er doch! Ob er Tom* oder Leneli* heiratet – Hauptsache, er ist glücklich!

Aber es gibt eine Sache, da hat auch unsere Toleranz Grenzen. Und das ist der FC Bayern München.

Der FC Bayern München ist für uns der Verein für seelenlose Erfolgsfans und heißt in unserem schwarzgelb-grünweißen Haushalt im besten Fall nur „Die Bauern“. Im schlimmsten Fall haben wir noch eine ganze Palette an Stadionsslang für diesen bajuwarischen Selbstherrlichkeitszirkus parat, die ich hier aber nun wirklich nicht niederschreiben mag.

Warum wir den Bauern – gelinde gesagt – nicht wohlgesonnen sind? Weil für uns Fußballfan sein nicht nur bedeutet, immer auf der Erfolgswelle mitzuschwimmen. Fußballfan sein, das heißt auch, mit dem SV Werder Bremen auswärts in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Heidenheim (damals in der dritten Liga!) unterzugehen. Oder mit Borussia Dortmund ins ungeliebte Sinsheim zu fahren und im zugigen Hoffenheimer Auswärtsblock bei schlechter Rindswurst (nie wieder!) einer ärgerlichen Niederlage des BVB zuzusehen. Oder Werder nach Freiburg zu folgen, wo die eigenen Nerven bis zur letzten Minute strapaziert werden, weil es um den Klassenerhalt geht. Kurz: Fußballfan sein, das heißt eben auch (und beim SVW häufig) Leiden.

Und das Leiden geht natürlich einher mit einer unerschütterlichen Treue zum Verein. Wir Eltern sind zwar beide als Grundschulkinder Fans unserer Vereine geworden, als diese noch jährlich um die Meisterschaft mitspielten und tatsächlich auch Meister wurden. Aber seither haben unsere beiden Vereine auch sportliche Tiefpunkte erlebt – Werder ist sogar zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte in die Zweite Liga abgestiegen. Und trotzdem sind wir nie auf die Idee gekommen, den Verein zu wechseln**. Mein Mann ist seit einigen Jahren sogar BVB-Mitglied – wenn auch vor allem deswegen, weil man so besser an Auswärtstickets kommt.

Insofern hatten wir für unsere Kinder schon immer den festen Plan, sie zu guten Fußballfans zu erziehen. Oder wie wir früher in unserer Fußballstammkneipe, dem „Bären“, immer zu sagen pflegten: „Wenn unser Kind Bayern-Fan wird, kommt es ins Heim!“ Und wir machten einen Deal: Derjenige unserer Vereine, der am Tag der Geburt des Kindes weiter vorn in der Tabelle steht, wird der Verein des Kindes (und ja, ich hatte bei Krumpfz tatsächlich noch kurz die Hoffnung, es könnte der SVW werden!).

Nun hatten wir aber bei dieser Abmachung nicht mit der Einflussmacht des Kindergartens gerechnet. Nachdem Krumpfz lange kein großes Interesse an Fußball (weder praktisch auf dem Platz noch theoretisch vom Sofa aus) gezeigt hatte, schwappte vor zwei Monaten recht unerwartet eine Welle der Fußballbegeisterung durch die Kindergartengruppe. Gefühlt von einem Tag auf den anderen kickten die Jungs, die bisher vor allem Polizei und Diebe gespielt hatten, im Kindergarten-Garten in Teams gegeneinander – und Krumpfz schoss nach eigener Aussage regelmäßig Tore für das Siegerteam.

Und so kam es, dass mir Krumpfz eines Morgens beim Kuscheln im Bett eröffnete, dass sein bester Freund Tom jetzt Bayern-Fan sei. Ich hatte bis dahin noch schlaftrunken zwischen Baby Pöffz und ihm gelegen – jetzt war ich schlagartig hellwach. Und alarmiert! Zu Recht, wie sich gleich herausstellte: „Und ich bin jetzt auch Bayern-Fan!“, eröffnete mir mein Sohn prompt. In meinem Kopf dröhnten jetzt alle Alarmglocken in ohrenbetäubender Lautstärke, während ich nach außen die coole Mutter gab, weil ich doch wusste, dass ein zu großer Widerstand Krumpfz erst recht in die Arme des Gegners treiben könnte. „Okay“, sagte ich darum nur. „Ich mag die ja nicht.“ „Warum nicht?“, fragte Krumpfz nun ehrlich interessiert. Und so setzte ich noch im Familienbett zu einem kurzen Vortrag an, der sich vor allem um das wahre Fansein (Leiden, Treue…siehe oben) drehte. Es nützte leider alles nichts: „Ich bin trotzdem Bayern-Fan“, sagte Krumpfz am Ende meiner Ausführungen – was ich durchaus verstehen konnte, denn wie soll ein Fünfjähriger begreifen, dass Siegen allein auch nicht glücklich macht?

Womit man Krumpfz aber momentan eigentlich immer überzeugen kann, ist mit Geschenken. Das weiß ich, weil Krumpfz besonders gern und besonders häufig mit meinen Eltern in die hiesige Buchhandlung geht – und zwar nicht etwa aus rein bibliophilen Motiven, sondern weil er weiß, dass dort mindestens ein Legoheft für ihn abfällt. Dieses Wissen machte ich mir jetzt zu Nutze, als Krumpfz seine neue Bayern-Leidenschaft gleich mit einer entsprechenden Trainingsjacke krönen wollte: „Ich will auch so eine Bayern-Jacke wie Tom!“, sagt er und guckte mich erwartungsvoll an. „Ja“, sagte ich, „kannst du haben. Aber die kaufst du dir von deinem Geld. Ich kaufe dir nix von den Bayern. Und ich geh mit dir auch nicht ins Stadion zu den Bayern.“ „Warum nicht?“ „Ich gebe keinen Cent für diesen Verein aus!“ Offensichtlich hatte ich meinen Punkt sehr klargemacht, denn augenblicklich zog Krumpfz ab nach unten, wo er auf meinen Mann traf, der gerade aus der Dusche kam. Dort wiederholte sich das Gespräch nochmal: Krumpfz erklärte ihm, dass er nun wie Tom Bayern-Fan sei und auch so eine Jacke wolle wie sein bester Freund. Und mein Mann wehrte sich entschieden dagegen, auch nur einen Cent für diesen Verein auszugeben oder gar zu einem Bayern-Spiel zu fahren (und ich wusste in diesem Moment wieder einmal, warum ich ihn geheiratet hatte). „Wenn du aber eine Trainingsjacke vom BVB haben willst, kaufe ich sie dir gerne“, lockte mein Mann ihn noch. Aber darauf sprang Krumpfz nicht an. Zumindest nicht sofort. Vielmehr ließ er das Thema erstmal fallen.

Am Nachmittag aber hatte sich das Blatt zu unseren Gunsten gewendet: „Mama, ich bin doch kein Bayern-Fan!“, erklärte Krumpfz nach dem Kindergarten. Wir Eltern waren ob dieser Nachricht so erleichtert, dass wir sofort eine schwarzgelbe Trainingsjacke für ihn bestellten, um einem etwaigen Rückfall unseres Sprosses vorzubeugen. Das stellte sich auch als absolut richtig heraus, gab es doch seither immer wieder Momente, in denen Krumpfz doch wieder mit dem Gedanken spielte, der rotweißblauen Versuchung des einfachen Erfolgs zu erliegen.

Um Krumpfz seinem neuen Verein näherzubringen, schlossen wir außerdem zwei Monate lang einen Pay-TV-Vertrag ab, um einige der letzten Spiele des BVB live zu sehen. Denn zum ersten Mal seit knapp elf Jahren war die Meisterschaft in der Bundesliga bis zum letzten Spieltag nicht entschieden und Dortmund hatte es selbst in der Hand, Meister zu werden. Die Bayern steckten in einer tiefen Sinnkrise (hatten sie doch vor der heißen Schlussphase kurzerhand ihren Trainer rausgeworfen und seither schon den DFB-Pokal verspielt als auch in der Champions League verloren) – es war die Gelegenheit, den Titel nach Dortmund zu holen.

Also saßen wir Eltern am letzten Spieltag um 15:30 Uhr mit Krumpfz vor der Bundesliga-Konferenz, während die Großeltern Miss Pöffz im Kinderwagen durch den sommerlichen Maitag schoben. Krumpfz und sein Papa hatten sich ihre BVB-Trikots übergestreift und wir waren uns alle mehr (ich) oder minder (mein Mann) sicher, dass der Sieg gegen Mainz 05 nur noch eine Formsache sein würde.

Doch dann kam es ganz anders: Schon nach 24 Minuten stand es 0:2 aus Sicht des BVB und auch in den nächsten 70 Minuten schafften die Dortmunder es nicht mehr, das Spiel zu drehen. Am Ende reichte ein 2:2 nicht für die Meisterschaft – die zum elften Mal in Folge (!) an die Bayern ging. Doch das sahen wir schon nicht mehr, denn da hatten wir den Fernseher längst ausgeschaltet.

Was Krumpfz aber an diesem Nachmittag lernte: Dass wahre Fanliebe eben auch Leiden heißt. Denn während sein Papa bei jedem Gegentor schimpfend das Wohnzimmer verließ, vergoss Krumpfz am Ende der 95 Minuten tatsächlich ein paar Tränen. Allerdings fasste er sich schnell wieder, schimpfte auf die „Kack-Bayern“ und beschloss trotzig, dass die Bayern ab jetzt „nie mehr gewinnen sollen“. Seither singt er regelmäßig „FC Bayern stinkt nach Eiern“ und hat beschlossen, dass er Torwart des BVB werden will, um den Kasten gegen die Bayern künftig immer freizuhalten. Kurzum: Die Investitionen in Trainingsjacke und Pay-TV haben sich gelohnt! Heja, BVB!

*die in Wirklichkeit anders heißen

**An der Stelle gehen Grüße raus an meine Mutter, die immer meinte, meine SVW-Liebe sei „nur eine Phase“ und die mir deshalb nie SVW-Bettwäsche schenken wollte.

Leneli

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Erinnert sich noch jemand an die erste Episode des „Life of Krumpfz“? Darin kämpften Krumpfz (in seiner Rolle als kleines Schrei-, Spuck- und Schietermonster) und ich (in meiner Rolle als überforderte Mutter) uns durch die erste Stunde meines Rückbildungskurses. In einer Nebenrolle auch schon dabei: Leneli*. In meiner Erinnerung ist sie das freudig strampelnde, stets gut gelaunte Baby, das links neben Krumpfz und mir auf einer Gummimatte liegt, während ihre Mama seelenruhig (und natürlich äußerst grazil!) ihren Beckenboden zurechtruckeln kann. Ich hätte damals viel dafür gegeben, auch ein so gechilltes Baby (und solch grazile Bewegungsabläufe!) zu haben. Ja, ich war tatsächlich ein bisschen neidisch.

Inzwischen ist aus Leneli ein draufgängerisches Mädchen mit fast schwarzen Haaren und dunklen Augen geworden, das lieber mit den Jungs als mit den Mädchen im Kindergarten spielt, keine Scheu vor einem Sprung ins Plantschbecken (mit Kopf unter Wasser!) hat und gerne Quatsch macht. Und ein Mädchen, das Krumpfz sehr mag.

Denn das Sprichwort, wonach man sich immer zweimal im Leben begegnet, macht anscheinend auch vor Babys nicht halt. Und so kam es, dass Krumpfz und Leneli vor über zweieinhalb Jahren in der gleichen Kindergartengruppe eingewöhnt wurden. Ich maß diesem Fakt zunächst keine weitere Bedeutung bei und setzte meine Hoffnungen für Krumpfz‘ erste Kindergartenfreundschaft ehrlich gestanden eher auf Justus-Jonas* – einen gleich großen, gleich blonden, gleichaltrigen Jungen mit gleich ausgeprägtem Faible für Fahrzeuge. Doch dann kamen der zweite Corona-Winter und Justus-Jonas immer seltener in den Kindergarten. Stattdessen schwärmte Krumpfz immer häufiger von Leneli.

Schön, dachte ich mir, dann hat Krumpfz endlich Anschluss in der Gruppe gefunden! Prompt bekundete ich meine Freude über diese neue Freundschaft gegenüber Lenelis Mutter, als ich sie nach einiger Zeit beim Abholen der Kinder auf dem Flur vor der „Regenbogengruppe“ traf. Lenelis Mutter sah mich allerdings nur irritiert – ja fast ein wenig befremdet – an: „Echt? Die beiden spielen miteinander? Leneli erzählt eigentlich nie etwas von Krumpfz!“ Es folgte eine knappe Liste der Jungen, mit denen Leneli laut eigener Aussage tatsächlich spielte. „Oh“, sagte ich nur und beeilte mich, Krumpfz samt Hab und Gut einzusammeln.

Krumpfz beeindruckte Lenelis offensichtliche Gleichgültigkeit ihm gegenüber dagegen wenig. Er erzählte weiter tapfer von Leneli und wie er mit ihr gespielt hätte. Während die Erzieherinnen in der Gruppe nun gefühlt wöchentlich wechselten und wir Eltern deswegen in Aufruhr gerieten (das alte Lied!), hielt er sich an Leneli fest wie Leonardo diCaprio einst an der Holztür im Eiswasser vor der sinkenden „Titanic“. Die Erzieherinnen beteuerten derweil aber weiter, dass Krumpfz vor allem allein spielte – was meine Mamaherz etwas bekümmerte.

Daran änderte sich bis September 2021 nichts. Dann aber konnte Krumpfz die Kindergartengruppe wechseln. Fortan war er mit seinem besten Freund Tom* und unserem Nachbarssohn Leo* in der Sonnengruppe. Uns Eltern war diese Entscheidung nicht leicht gefallen, gerade weil wir wussten, dass Krumpfz sehr an Leneli hing und wir uns nicht sicher waren, ob er sich mit Tom auch im Kindergarten vertragen würde. Doch unsere Sorgen wurden schon bald zerstreut: Tom und Krumpfz waren nach wenigen Wochen ein eingespieltes Team und mit Leo fand Krumpfz einen neuen Freund, der praktischerweise gleich in der Wohnung nebenan wohnt.

Gleichzeitig wurde es stiller um Leneli. Ab und zu erwähnte Krumpfz noch nebenbei, dass er Leneli auf dem Flur oder im Garten des Kindergartens gesehen habe. Viel häufiger berichtete er aber vom Spielen mit Tom, Leo und den anderen Jungs aus der Sonnengruppe – und dieses Mal bestätigten die Erzieherinnen diese Berichte sogar!

Tatsächlich hatten Krumpfz und Leneli kaum Gelegenheit, sich nach dem Gruppenwechsel noch zu sehen. Denn die Gruppen blieben wegen der steten Gefahr eines Corona-Ausbruchs im Kindergarten weiter unter sich. Nicht mal im Garten durften sich die Kinder treffen – ein rot-weißes Absperrband trennte sie voneinander.

Das änderte sich erst wenige Wochen nach Krumpfz‘ Gruppenwechsel, als der neue Bundestag gewählt wurde und in Folge zahlreicher Wahlversprechen einige Beschränkungen zum Schutz vor dem Coronavirus aufgehoben wurden. Damit fielen auch die Absperrbänder im Kindergarten. Und dieses Mal gelang es Krumpfz endlich, Lenelis Gunst zu gewinnen. Beharrlich blieb er ihr im Garten auf dem Fersen, bis sie ihn schließlich nicht länger als Spielpartner ignorieren konnte.

An manchen Tagen, an denen Krumpfz mit Leneli im Garten gespielt hatte, war er sogar abends noch ganz beseelt davon. So merkte ich einmal, als ihn ins Bett brachte, dass er überhaupt nicht zur Ruhe kam: „Mensch, Krumpfz, warum bist du denn heute Abend so aufgedreht? Ist im Kindergarten heute etwas Besonderes passiert?“ Ich dachte an wilde Verfolgungsjagden, dramatische Klettergerüst-Abstürze und vielleicht zu gruselige Fasnetsgeschichten über die lokale Hexenzunft. Doch Krumpfz‘ Stimme wurde ganz verträumt: „Ja, ich habe Leneli getroffen. Das ist immer etwas ganz Besonderes! Da habe ich eine so große Freude, dass ich abends im Bett noch ganz aufgedreht bin.“

Doch bald wurde die noch junge Freundschaft auf eine neue, harte Probe gestellt. Denn in den Regenbogengruppe war das Personalkarussell immer noch nicht zur Ruhe gekommen, was Leneli und den anderen Kindern den Kindergartenalltag deutlich verkomplizierte. Als dann auch noch die Betreuungszeiten gekürzt werden sollten, zogen Lenelis Eltern (verständlicherweise) die Reißleine und brachten Leneli zum Jahreswechsel in einem anderen Kindergarten in der Stadt unter. Krumpfz war über diese Nachricht natürlich sehr traurig, fand aber bald Trost in dem von ihm gebetsmühlenartig wiederholten Glaubenssatz, dass er Leneli ja immer noch besuchen könne und sie sich spätestens in der Schule wiedersehen würden.

Mit Ersterem hat Krumpfz tatsächlich Recht behalten: Bis heute treffen sich Krumpfz und Leneli immer mal wieder zum Spielen. Diese play dates sind zwar nicht regelmäßig, aber trotzdem finden die beiden nach einer kurzen Anlaufphase immer recht schnell zueinander und wollen sich am Ende gar nicht mehr voneinander trennen.

Auch Krumpfz‘ Hoffnung, mit Leneli irgendwann in die gleiche Klasse zu gehen, ist nicht unbegründet: Wir Eltern haben für die beiden Kinder tatsächlich die gleiche Grundschule ins Auge gefasst.

Und Krumpfz? Der schmiedet schon neue Pläne: Wenn er später einmal jemanden heiratet, dann entweder Tom oder Leneli. So genau will er sich da zwar noch nicht festlegen – aber ich glaube, Leneli hätte gute Chancen.

*die in Wirklichkeit alle anders heißen

Frohhalme

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Anfang August – kurz vor Krumpfz‘ viertem Geburtstag – hatte ich das erste Entwicklungsgespräch im Kindergarten. Wobei man es eigentlich besser Defizitgespräch hätte nennen sollen, denn die Erzieherin kam ziemlich schnell auf all das zu sprechen, was Krumpfz noch nicht kann. So erklärte sie mir lang und breit, welche Laute mein Sohn nicht recht artikulieren könne: manchmal das G, das K, das P, das ST, das SCH… Am Ende riet sie mir gar, mit Krumpfz zum*r Logopäd*in zu gehen.

Was die Erzieherin nur am Rande erwähnte, war, dass Krumpfz dafür Wörter wie „Gleisschotterbettungsreinigungsmaschine“ oder „Compsognathus“ mühelos aufsagen kann, während ich diese als Erwachsene immer wieder vergesse und neu nachschlagen muss (auch für diesen Text). Ist das nicht krass? Und überhaupt finde ich, dass es eine enorme Leistung ist, innerhalb von drei Jahren statt einzelner Wörtern wie „Mama“, verbundenen mit einer Geste des Zeigefingers, Sätze wie „Nein, Mama, das ist kein Rübenroder, das ist ein Kartoffelvollernter, da bin ich mir ganz sicher.“ einfach mal so rauszuhauen.

Mal davon ab verrät Krumpfz‘ sprachliche Entwicklung ganz viel über seine ersten Lebensjahre. „Mama“ konnte er schon mit etwas mehr als elf Monaten sagen – und bis heute ist Krumpfz mein größter Fan (was mir einerseits natürlich schmeichelt, mich andererseits aber auch ganz schön beansprucht!). Dass nach „Baba“ als zweitem Wort gleich „Nana“ (Sterne) kam, lag dann an der Vorweihnachtszeit, in der Krumpfz weiter fleißig sprechen übte und wir täglich durch die von Sternen erleuchtete Altstadt liefen. Früh konnte er zudem „Badda“ (damals als Synonym für Bagger, Traktor und Radlader) sagen, was sich bis heute in einer wirklich sehr leidenschaftlichen Beschäftigung mit allen Arten von Fahrzeugen widerspiegelt. Auch „Dendöng“ (für Dingdong/Glocke) und „Tüta“ (für Tatütata und alle Einsatzfahrzeuge) gehörten zu seinen ersten 20 Wörtern – weil wir einerseits in der Nähe mehrerer Kirchen, andererseits an einer Durchgangsstraße wohnen. Im Frühjahr 2019 kamen zudem während unseres Mallorca-Urlaubs „Ame“ (für die Ameisen auf der Terrasse unserer Finca) und Beilme (für Palme) unter die Top 30 seiner ersten Wörter.

Inzwischen kann er all die oben genannten Wörter (tragischerweise bis auf Bagger) natürlich fehlerfrei aussprechen und statt „Tüta“ bekommen wir Eltern (ungefragt) einen detaillierten Live-Bericht von unserem Balkon, von wo aus Krumpfz die Einsatzkräfte sichtet: „Das war eben der Einsatzleitwagen der Feuerwehr! Und jetzt kam gerade das Löschgruppenfahrzeug, Mama…MAAAMAAA! Hast du das gehört?“ Deshalb mache ich mir keine Sorgen, dass das mit dem G, K und Co. auch noch klappen wird.

Bis dahin können wir Eltern oft einfach nur über die Krumpfz‘ Sprache schmunzeln. Wenn er zum Beispiel merkt, dass er etwas gesagt hat, was er gar nicht so meint oder was falsch ist, kommentiert er das immer mit einem „Oh man, Mama/Papa, ich hab mich versagt!“. Ist das nicht eine viel schönere Bedeutung für das Versagen? Weniger final und schicksalshaft?

Oder wie wäre es mit „Papa, kannst du mir das Brot lambieren?“? Das verspricht doch gleich kulinarische Höhenflüge mit Hochprozentigem und Röstaromen und verschleiert gekonnt die Tatsache, dass hier eigentlich nur eine Brotscheibe in zwei Hälften geteilt werden soll…

In unseren Familienwortschatz ist außerdem die Frage „Alles dut?“ eingegangen. Wenn Krumpfz‘ Papa oder ich schon früh arbeiten gehen und der jeweils andere Krumpfz in den Kindergarten bringt, kommt vom bereits für Geld Arbeitenden spätestens um neun die Nachfrage „Alles dut?“. Dann ist klar, dass es um unseren Sohn und sein morgendliches Ankommen im Kindergarten geht, das jeden Tag irgendwas zwischen Tragödie und Komödie sein kann.

Besonders gefällt uns Eltern auch, dass Krumpfz eben nicht „Strohhalm“, sondern „Frohhalm“ sagt. Das ist eine wunderbare Wortneuschöpfung, die von der Redaktion des Dudens doch mal als fröhliche Alternative zum ollen Röhrle in Erwägung gezogen werden sollte. Denn wer kann schon traurig oder missgestimmt an der Bar eines Hotels sitzen, wenn der Cocktail mit einem „Frohhalm“ serviert wird?

Ein großer deutscher Süßwarenkonzern hatte witzigerweise eine ganz ähnliche Idee. Und so fand Krumpfz‘ Papa vor ein paar Monaten tatsächlich „Frohhalme“ im Drogeriemarkt. Haben wir gelacht, als er damit nach Hause kam! Gegessen haben wir die Frohhalme dann allerdings ohne Krumpfz – sie schienen uns für einen damals noch 3,5-Jährigen dann doch etwas zu chemisch. Die nächste Packung heben wir aber für ihn auf – für die Zeit, wenn er auch einfach „Strohhalme“ sagt. Damit uns die „Frohhalme“ nicht ganz abhanden kommen.

PS: Ich habe dann übrigens noch mit Krumpfz‘ Kinderärztin telefoniert. Vierjährige müssen noch kein G, K, P, ST oder SCH aussprechen können. Darauf einen Frohhalm!

Lembi und Wembi

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Als Weihnachten 2020 näher rückte, gab es für Krumpfz keinen wichtigeren Wunsch als den gelben Bagger und das Förderband (mit Kompaktlader!) von Playmobil. Uns Eltern überraschte das nicht, der Wunschzettel war die logische Konsequenz einer gut zweijährigen Obsession mit aller Art von Fahrzeugen. Also kaufen wir – Pardon! – besorgte das Christkind pünktlich zu Heiligabend eben diese beiden Wunschobjekte.

Und dann passierte es: Kurz nach Weihnachten, als wir gerade meine Eltern im Norden besuchten, verlor Krumpfz jegliches Interesse an seinen (extra durch ganz Deutschland transportierten!) Baustellenfahrzeugen!

Zuerst fiel es uns allen gar nicht auf, was wohl auch daran lag, dass mein Vater Krumpfz Unmengen meines alten Spielzeugs als attraktive Alternative zum bekannten Baustellenbestand präsentierte. Darunter auch: ein alter Playmobil-Rettungshubschrauber, ein Playmobil Rettungswagen und diverse Playmobil-Figuren samt kleinteiligen Krams, die ich allesamt erstmal mit Seifenlauge von ihrer Staubschicht befreien musste. Besonders angetan hatten es Krumpfz das Picknick-Besteck und das OP-Besteck, die er mit filigranen Fingern in den Bollerwagen räumte.

Wie es der Zufall so wollte, landete ausgerechnet die Tüte mit dem Playmobil-Kleinkram vor der Abreise in Krumpfz‘ Reisetasche und beim Auspacken hier zu Hause erstmal auf dem Schrank in meinem Arbeitszimmer. „Was sollen wir denn damit? Das schicke ich wieder zu meinen Eltern zurück!“, dachte ich mir und vergaß die Tüte…

… bis zu einem Nachmittag irgendwann im Januar, als mich der Corona-Blues plagte, weil das Wetter mies und Krumpfz zu nichts zu bewegen war. Also holte ich mit der unbestimmten Hoffnung auf etwas Abwechslung die Tüte hervor und ließ Krumpfz den Inhalt auf unserem Teppich ausschütten. Und siehe da: Plötzlich waren wir beide darin vertieft, für eine Playmobil-Frau namens Sabine und ihre Kinder (Tina und Annika) ein Picknick auszurichten. Leider gab es für die drei weder Möbel noch Essen, so dass als Picknickdecke eine Holzpalette und als Essen ein Korb Kartoffeln (beides aus Traktor-Zeiten) herhalten mussten. Krumpfz gefiel das neue Szenario trotzdem sehr und da das Wetter keine Besserung versprach, orderte ich online noch am selben Tag ein Campingplatz-Set.

Mit dem Campingplatz-Set ging es dann so richtig los: Die Figuren bekamen von uns allesamt Namen. Dabei war ich als Ideengeberin erstmal für die Menschen zuständig (Thomas, Leni und Tim) und Krumpfz für die Tiere. So bekamen die dekorativen Eichhörnchen die Namen Lembi und Wembi. Leider hatten die sechs Figuren immer noch nichts Anständiges zu essen: Es gab nur Würstchen und Ravioli aus der Dose – oder eben einen Korb Kartoffeln. Deshalb (und wegen des langen Winters!) musste noch ein Marktstand her, mit dem Lena, Matze und Wombi, die schwarze Katze, zusammen mit jeder Menge Gemüse (endlich gesundes Essen!) bei uns Einzug hielten. Irgendwann kam noch ein von mir vor ewigen Zeiten bei einer Milka-Rabatt-Aktion erstandener Junge (Tom) samt Hund (Lassie) dazu. Lassie wurde aber bald durch einen größeren Hund seines Namens beraubt und hieß fortan Tamo, bevor Krumpfz ihn (in Erinnerung an den Hund seiner Tagesmutter) in Tiffi umbenannte.

Letzte Woche hatte meine Mutter schließlich Mitleid mit Krumpfz, der in Corona-Quarantäne war, und schickte einen roten SUV mit Herrn Lambi und Lamma im Cockpit. Und irgendwo hatten wir doch noch eine kleine weiße Katze zurückgelegt? Ah, da war sie ja! Hallo, Lümbi!

von links nach rechts: Lena, Leni, Lembi, Wembi, Wombi, Lümbi, Herr Lambi und Lamma

Tatsächlich habe ich längst den Überblick über alle Namen verloren. Bei den Playmobil-Menschen ist das auch nicht so wichtig – mit denen spielt Krumpfz kaum. Seine Helden sind die Tiere: Lembi und Wembi sind sehr versiert darin, die große Flughafen-Feuerwehr zu fahren, Lassie und Tiffi steuern souverän den Kipplaster oder SUV und Wombi habe ich zuletzt viel den Feuerwehr-Hubschrauber fliegen sehen. Ich muss währenddessen immer die Playmobil-Menschen spielen, die darüber entzückt sind, was die Tiere alles Tolles können („Was sagen die Campingbesitzer dann?“).

Lena, Leni, Thomas, Tim und Herr Lambi haben es auch sonst schwer bei Krumpfz: Ständig verwüsten die Tiere ihren Campingplatz und den Marktplatz, fahren mit ihren Fahrzeugen weg und lassen sie allein zurück. Trotzdem geht es ihnen noch vergleichsweise gut: Die meisten Figuren (auch Picknick-Sabine und Markt-Matze!) fristen ein trauriges Dasein in einer großen Kiste. Vor allem die 14-köpfige Feuerwehrmannschaft um Feuerwehrfrau (!) Sam wartet seit Monaten vergebens auf einen Einsatz.

Was Krumpfz nicht weiß: Im Internet habe ich vor einem Monat günstig und gebraucht einen großen Playmobil-Bauernhof erstanden. Den soll er nun zu Ostern bekommen. Und was soll ich sagen: Ich freue mich schon auf die Schweine Limbi und Wimbi, die Kühe Lumbi und Wumbi und die Hasen Lömbi und Wömbi.

„Wenn Corona vorbei ist…“

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Vor fast genau einem Jahr saßen Krumpfz, sein Papa und ich im ICE nach Hannover. Wir waren (wie die Jahre zuvor auch) auf der Flucht vor der schwäbischen Fasnet, die in unserer Straße vor allem sechs schlafgestörte Nächte bedeutet, weil die ganze Kleinstadt um uns herum im närrischen Chaos versinkt. Für diese Zeit gewährten uns meine Eltern Asyl in der norddeutschen Tiefebene, wo man sich – schon allein durch die trockene Mentalität der Einheimischen bedingt – vor überschwänglichem Faschingsfirlefanz nicht zu fürchten braucht.

Tatsächlich erinnere ich mich in der Retrospektive vor allem an zwei Dinge unserer Fasnetsflucht: an eine Menge Regen und einen Tagesausflug nach Hamburg (auch im Regen). Ich weiß noch, wie ich allein mit Krumpfz im Buggy an den Landungsbrücken gegen Wind und einsetzenden Regen anschob, weil Krumpfz unbedingt noch ein zweites Mal das Feuerwehrboot, das dort vor Anker lag, anschauen musste (Der Rest der Familie saß da längst in einem Café und wärmte sich bei Tee und Scones auf.) Und ich erinnere mich noch genau daran, wie wir zu fünft durch’s Halbdunkel des Miniaturwunderlands schlenderten, von einer winzigen Welt zur nächsten, immer auf der Suche nach einem Platz zwischen den vielen anderen Besuchern, die auch aus der ersten Reihe auf Flughafen, Elbphilharmonie, Las Vegas oder Feuerwehreinsatz blicken wollten.

Heute kann ich mir gar nicht mehr richtig vorstellen, wie sich das eigentlich anfühlt, zwischen so vielen Menschen zu sein – wenn ich an den Tag in Hamburg zurückdenke, macht sich eine Mischung aus Wehmut und Schaudern in mir breit. Denn wenn wir in den letzten zwölf Monaten etwas lernen mussten, dann ist es Abstand zu halten – Abstand zu Fremden, Abstand zu Freunden, Abstand zu unseren Liebsten. Am Anfang der Coronavirus-Pandemie war das irgendwie noch aufregend, unheimlich und surreal. Am Anfang war bald danach Sommer und wir konnten über weite Strecken so tun, als wäre das Virus weit weg. Am Anfang dachten wir noch, dass bestimmt bald wieder alles vorbei ist. Am Anfang hat Krumpfz das alles noch gar nicht richtig verstanden.

Nach einem Jahr ist das anders. Nach einem Jahr ist wieder Winter. Nach einem Jahr ist wieder Lockdown. Nach einem Jahr ist von meiner sonst recht robuste Resilienz nur noch ein wackeliger Wille zum Weitermachen übriggeblieben. Nach einem Jahr fehlt mir so viel, dass ich nicht weiß, womit ich die Liste anfangen sollte. Nach einem Jahr sagt Krumpfz plötzlich: „Wenn Corona vorbei ist…“

„Wenn Corona vorbei ist, fahren wir mit Oma und Opa wieder nach Hamburg.“

„Wenn Corona vorbei ist, möchte ich Tante Gabi zu Hause besuchen und meine Brio-Bahn bei ihr aufbauen.“

„Wenn Corona vorbei ist, möchte ich Elli* zu Hause besuchen.“

„Wenn Corona vorbei ist, möchte ich mit Tom* an den Märchensee gehen.“

„Wenn Corona vorbei ist, gehen wir wieder in den Zoo.“

Die Vervollständigung des Satzes tröstet Krumpfz, der inzwischen versteht, dass da draußen eine Krankheit ist, an der sich viele Menschen anstecken. Er nimmt es hin, dass wir Eltern überall in der Öffentlichkeit eine medizinische Maske tragen. Er akzeptiert, dass er seine Großeltern im Norden gerade nicht besuchen kann. Er versteht, dass er seine Großeltern aus dem Süden nur bei gutem Wetter draußen treffen kann (und in diesem Winter gab es nicht viele Tage dieser Art). Er scheint unberührt, wenn seine Kindergartengruppe von jetzt auf gleich geschlossen und für 10 Tage in Quarantäne geschickt wird, weil sich wieder zwei aus der Gruppe mit dem Virus infiziert haben.

Mich macht der Satz dagegen traurig, weil er mir zeigt, was Krumpfz alles verpasst. Dabei hat er – haben wir – noch Glück: Weil wir Eltern beide arbeiten, darf er dieses Mal trotz Lockdown in die Notbetreuung im Kindergarten gehen. So hat er immerhin feste soziale Kontakte außerhalb unserer eigenen vier Wände. Gleichzeitig heißen Notbetreuung im Kindergarten und meine Arbeit aber auch, dass wir kaum jemanden treffen können. Zu groß ist die Gefahr, dass wir aus Kindergarten oder Schule das Virus mitbringen und andere anstecken. Ob unsere Freundschaften das aushalten, bis Corona vorbei ist?

Der einzige Lichtblick ist unser „Stückle“, das wir letztes Jahr im Juni gepachtet haben. Für mich ist es ein „Stückle vom Glück“, denn eingebettet zwischen Feldern, Büschen und Wiesen und weit weg vom nächsten Dorf ist die Pandemie dort unsichtbar. Dort gibt es keine Menschen mit Masken, keine Schilder mit Abstandsregeln – und nicht mal Quarantäne. Denn weil das Stückle uns überlassen ist, dürfen wir selbst im Isolierungsfall noch dorthin. Erst letztes Wochenende sind wir mit Krumpfz (der gerade wegen neuer Corona-Fälle im Kindergarten mal wieder in Qurantäne war) bei Minusgraden und Schneewehen zu unserem Stückle rausgefahren, um wenigstens ein bisschen frische Luft zu kriegen. Und auch heute waren Krumpfz und ich – dieses Mal bei 11 Grad plus – draußen auf der Wiese und haben gematscht, gebuddelt und am Ende sogar ein Wildblumenbett angelegt.

Nur manchmal holt uns die Coronakrise selbst dort wieder ein: „Wenn Corona vorbei ist, machen wir hier draußen ein großes Sommerfest mit all unseren Freunden“, sagen mein Mann und ich dann und müssen bei dem Gedanken daran dann doch auch ein wenig lächeln.

* die in Wirklichkeit beide anders heißen

Der freiberufliche Traktorfahrer

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Als Krumpfz‘ noch zur Tagesmutter ging, verging kein Tag ohne Bauer Toni. Bauer Toni ist der Nachbar von Krumpfz‘ Tagesmutter und sein Hof liegt gegenüber ihres Hauses. Bauer Toni hat Pferde, Kühe, einen neuen, roten Massey Furgson, einen alten roten Schlepper – und offenbar so viele Felder zu bestellen, dass kaum ein Tag bei der Tagesmutter verging, beim dem Krumpfz‘ nicht von der Abfahrt des Bauern auf seinem Massey Furgson (samt diverser Anhängsel) berichtete. Selbst jetzt, wo Krumpfz schon in den Kindergarten geht, winkt er Bauer Toni noch immer fröhlich zu, wenn wir an seinem Bauernhof vorbeifahren. Nicht, dass Bauer Toni davon wüsste – das macht aber Krumpfz nichts aus. Er winkt.

Dementsprechend hat Krumpfz‘ Berufsfindungsprozess nun ein abruptes Ende gefunden: „Wenn ich groß bin, werde ich Traktorfahrer!“, sagt Krumpfz nun immer, wenn es um sein Wachstum geht. Wobei Großsein hier bedeutet, so groß wie sein Opa Micha zu werden.

Am liebsten würde Krumpfz aber sofort Traktorfahrer werden und Bauer Toni auf den Feldern helfen. Neulich fragte er mich deshalb darüber aus, was man eigentlich braucht, um Traktorfahrer zu werden. „Naja, zunächst musst du so lange Beine haben, dass du auch an das Gaspedal, Kupplung und Bremse kommst…“, begann ich. „Ich bin schon gewachsen!“, fiel mir Krumpfz ins Wort. „… und du brauchst einen Führerschein.“ „Wenn ich keinen Führerschein habe?“ „Dann kommt die Polizei und schimpft und du bekommst eine Strafe.“

Wohl wegen der Vorstellung, es mit der schimpfenden Polizei zu tun zu bekommen, will Krumpfz jetzt doch warten, bis er groß genug ist, um den Traktor-Führerschein zu machen. Danach will er für immer Traktor fahren – und zwar sowohl auf dem Bauernhof, als auch auf der Baustelle. Die passende Berufsbezeichnung wäre demnach „freiberuflicher Traktorfahrer“. Die Idee, einen Bauernhof zu haben, findet er dagegen nicht mehr so attraktiv wie noch vor ein paar Monaten.

Sein Leben als Großer soll stattdessen vor allem vom Traktorfahren bestimmt werden. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für anderes. Vor zwei Wochen etwa entspann sich darum folgender Dialog beim Ins-Bett-Bringen:

Krumpfz: „Mama, bleib‘ bei mich!“

Ich: „Ich gehe doch nicht weg!“

Krumpfz: „Wann warst du denn schon mal weg?“

Ich: „Letztes Jahr war ich mit Papa mal eine Nacht weg auf einem Konzert in Luxemburg und Oma und Opa haben auf dich aufgepasst.“

Krumpfz: „Warum in Luxemburg?“

Ich: „Weil da eine Band gespielt hat, die wir sehr mögen.“ (deus, um genau zu sein.)

Krumpfz: „Warum warst du da?“

Ich: „Weil so ein Konzert Spaß macht. Da spielt die Band auf der Bühne und man kann hüpfen, tanzen und mitsingen. Wenn du größer bist, nehmen wir dich mal mit auf ein Konzert.“

Krumpfz: „Neeeeein. Ich will doch Traktorfahrer werden! Oh, Mama!“

Ähnlich entrüstet reagierte Krumpfz, als ich ihm im Badezimmer, wo sein Papa lautstark einen amerikanischen NFL-Podcast hörte, Tage später vorschlug, irgendwann Englisch zu lernen. „Nein, Mama, ich will das nicht! Ich will Traktorfahrer werden.“ Selbst der Idee, später der Freiwilligen Feuerwehr beizutreten (so wie es sein Kindergartenfreund Bob* vorhat), konnte Krumpfz nichts abgewinnen: „Ich will doch Traktorfahrer werden! Mann, Mama!“

Naja, Bauer Toni würde sich in 13 Jahren sicher über einen Auszubildenden freuen – der dann auch bei ihm einziehen will (so zumindest Krumpfz‘ Plan). Vielleicht sollte ich die Bewerbungsunterlagen schon vorbereiten? Ein Empfehlungsschreiben hätte Krumpfz ja jetzt schon – nämlich diesen Text.

*der in Wirklichkeit anders heißt

Eingewöhnung, die dritte

Allgemein

„Du kannst dann jetzt gehen“, sagte Krumpfz und sah mir fest in die Augen. „Okay…“, sagte ich und zögerte. „Sollen wir nicht lieber noch warten, bis Mone* wieder da ist?“ „Nö!“

Es war Krumpfz‘ achter Tag im Kindergarten, als beim Abschied von mir keine Tränen mehr flossen. Zwar winkte mir Krumpfz‘ am Ende doch noch auf dem Arm seiner Erzieherin hinterher, als ich den Kindergarten verließ – allerdings leicht mechanisch mit dem Blick auf den Gruppenraum der Regenbogen-Kinder gerichtet und in Gedanken schon in der Bauecke.

Dass die Eingewöhnung in den Kindergarten nach einer guten Woche quasi abgeschlossen sein könnte, hätte ich vorher allenfalls insgeheim gehofft. Denn nach Monaten, in denen mein Mann, Krumpfz und ich wegen der Corona-Pandemie fast immer zu Hause waren, und den langen Sommerferien, die vor allem aus drei Wochen gemeinsamer Urlaubszeit bestanden, war Krumpfz so an uns Eltern gewöhnt, dass es für ihn hätte immer so weitergehen können.

„Mama, bleib‘ bei mich!“ war folglich in den Sommerferien auch einer der häufigsten Sätze meines Sohnes. An Tagen, an denen er besonders aufgeregt war, durfte ich teilweise nicht von seiner Seite weichen. Und davon gab es im August viele: der Tag vor Krumpfz‘ Geburtstag, Krumpfz‘ Geburtstag, der Tag vor der Abreise in den Norden zu meinen Eltern, der Tag vor der Abreise an die Nordsee, der Tag vor der Rückfahrt zum Haus meiner Eltern, der Tag vor der Rückfahrt nach Hause, der Tag vor dem ersten Tag im Kindergarten… Kurz gesagt: Ich war Krumpfz‘ sicherer Hafen in spannenden Zeiten – und nervlich manchmal ganz schön am Limit.

Weil Krumpfz so auf mich fixiert war, setze ich (wie gesagt) keine großen Hoffnungen in eine schnelle Kindergarten-Eingewöhnung – unsere erste gemeinsame (die Eingewöhnungen waren bisher Papa-Sache gewesen). Zum Glück zeigten die Erzieherinnen (trotz diverser anders lautender Corona-Verordnungen) großes Verständnis für Krumpfz‘ bisher eher holprige Fremdbetreuungskarriere und sein Bedürfnis nach langsamem Kennenlernen.

Um ehrlich zu sein: Sie hatten deutlich mehr Geduld mit ihm als ich. Obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, entspannt zu bleiben, war ich schon am dritten Tag frustriert, weil Krumpfz nach zwei Stunden mit mir im Kindergarten nach Hause wollte, während die beiden anderen Kinder, die zur gleichen Zeit eingewöhnt wurden, schon allein bis nach dem Mittagessen im Kindergarten blieben. Mein gesamtes Repertoire an Abwehrmechanismen für solche Vergleiche war plötzlich lahmgelegt und ich ärgerte mich nun auch noch über mich selbst. Erst meine Freundin Lilo* konnte meinem Groll etwas entgegensetzen: „Er braucht die Zeit… und deine Begleitung. Und jeder hat seine Stärken und Schwächen“, schrieb sie mir, nachdem ich meinen Frust in ein paar knappen WhatsApp-Nachrichten bei ihr abgeladen hatte. Und weiter: „Ich glaube, man muss damit umgehen lernen, das ist die Challenge für uns!“

Krumpfz am ersten Tag auf dem Weg zum Gruppenraum.

Sie hatte ja so Recht! Also versuchte ich einfach, alle Erwartungen, Hoffnungen, Befürchtungen und Sorgen auszublenden und ging weiter mit Krumpfz‘ in den Kindergarten. Dort saß ich (coronaverordnungskonform) mit Mund-Nasen-Schutz auf einem der kleinen Stühle und langweilte mich. Denn Krumpfz‘ war meist mit Mone lesen, essen oder in der Bauecke. Währenddessen baute ich mit Mila* Bauklotz-Türme auf meinen Füßen, spielte „Kuckuck!“ mit Tiana*, half Julian* in die Regenhose und Arold* beim Aufräumen.

Wehe aber, ich wollte den Raum verlassen! „Mama, bleib bei mich!“ Am vierten Tag der Eingewöhnung durfte ich nicht einmal allein auf Toilette gehen – Krumpfz‘ musste mit. Dass ich den Kindergarten verlassen durfte, schob er folglich immer weiter vor sich her: „Erst noch ein Buch lesen!“, „Erst, wenn wir in den Garten gehen!“, „Erst, wenn ich dir den Garten gezeigt habe!“. Am Ende der ersten Woche blieb ich schließlich ganz.

Mone* und ich beschlossen deshalb, Krumpfz zu Beginn der zweiten Woche vor vollendete Tatsachen zu stellen: Nach einer halben Stunde im Kindergarten und einer gemeinsamen Lektüre von „Charly bei der Feuerwehr“ erklärte ich Krumpfz, dass ich nun zur Arbeit gehen müsste (was ich nicht sagte: dass das in diesem Fall mein Schreibtisch zu Hause war). Er war sichtlich traurig: „Mama bleib‘ bei mich!“, flehte er mich an, dicke Tränen weinend. Ich schulterte trotzdem meinen Rucksack, nahm Krumpfz auf und in den Arm und trug ihn über den Außenbalkon vor dem Gruppenraum bis zur Treppe in den Garten. Dort musste ich ihn mit etwas Nachdruck Mone* in die Arme schieben und mich von ihm lösen. Noch immer weinte Krumpfz. Erst das gemeinsame Winken vom Balkon half ihm ein bisschen über den Abschied hinweg.

Kaum war ich zu Hause, klingelte mein Handy. Ich erschrak: Das Display zeigte die Nummer des Kindergartens an. „Hallo?“, sagte ich fragend ins Mikrofon. „Hallo, hier ist Mone!“ Oh nein, dachte ich, das hat nicht geklappt! „Ich wollte nur kurz bescheid sagen: Krumpfz hat sich sofort beruhigt, nachdem Sie um die Ecke verschwunden waren und jetzt spielt er in der Bauecke.“ Ich war erleichtert – und konnte tatsächlich arbeiten!

Am nächsten Tag schaffte Krumpfz den Abschied dann schon fast ohne Tränen. Und gestern war es dann so weit, dass Krumpfz mich, nachdem ich ihm zwei Bücher („Zauberklang der Ritterzeit“, „Wo wohnt der Osterhase?“) vorgelesen hatte, einfach nach Hause schickte. Zurück kam er gut gelaunt („Im Kindergarten ist es schön.“), etwas überdreht („Tschutschu fährt die Bombelbahn!“) und mit ersten neuen Wörtern („Bäh!“ als Ausdruck für Ekel vor allerlei Essen, das er eigentlich mag). Daran müssen wir Eltern uns jetzt wohl im Gegenzug auch gewöhnen.

*die/der in Wirklichkeit anders heißt

5. Brief

Briefe an Krumpfz

Lieber Krumpfz,

irgendwann – da bin ich mir recht sicher – wirst du in der Schule über dieses Jahr stolpern: 2020. Vielleicht in einer Statistik in Wirtschaft zur Entwicklung des deutschen Bruttoinlandsprodukts, vielleicht in einem kontroversen Text in Gemeinschaftskunde über staatliche Interventionen in die Wirtschaft, vielleicht aber auch in Biologie beim Thema „Viren“. So oder so: Dieses Jahr wird in die Geschichte eingehen – als globale „Coronakrise“.

Ich habe das so nicht kommen sehen – und ich denke, dass ich damit nicht allein bin: Wegen einer Infektionskrankheit namens „COVID-19“ (was für coronavirus disease 2019 steht), die wir hier in Deutschland verkürzt „Coronavirus“ nennen, hat sich unser Leben in den letzten drei Monaten total gewandelt.

Alles begann (soweit wir es bisher wissen) Ende 2019 im chinesischen Wuhan, wo das Virus zuerst diagnostiziert wurde. Schnell wurde klar: Das Virus überträgt sich leicht per Tröpfcheninfektion von einem Menschen auf den nächsten – und das teilweise schon vor Beginn der Symptome. Bei den meisten Erwachsenen (und zum Glück bei der Mehrzahl der Kinder) verläuft die Erkrankung milde, aber gerade ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen können schwer erkranken und daran sterben. Und mit älteren Menschen sind auch deine Großeltern gemeint. Es gab weder Medikamente noch eine Impfung gegen diese Krankheit.

Insofern musste schnell gehandelt werden, als sich das Virus über den Globus und schließlich auch in Deutschland verbreitete. Während in anderen Ländern wie Italien und Spanien für Wochen komplette Ausgangssperren verhängt wurden, bestand der „Lockdown“ hier in Deutschland aus der Schließung aller Schulen und Kitas (13.03.2020), sämtlicher Geschäfte (mit Ausnahme der Super- und Drogeriemärkte, Apotheken und Tankstellen) und öffentlichen Einrichtungen (darunter auch Spielplätze, 16.03.2020) und einem Kontaktverbot (22.03.2020).

Die neun Tage von Schul- und Kitaschließungen bis zum Kontaktverbot verfolgten dein Papa und ich wie das Kaninchen vor der Schlange: ängstlich und regungslos. Ungläubig lief ich am Tag nach Schließung quasi aller Geschäfte und öffentlichen Einrichtungen mit dir durch unsere Stadt und sah die geschlossenen Geschäftstüren und Cafés. Fast niemand war außer uns unterwegs, unsere Schritte hallten dünn über das Kopfsteinpflaster. Noch am Tag zuvor hatten wir uns mit Papa nach einer Radtour auf dem Marktplatz ein Eis geholt – es sollte das letzte Eisdielen-Eis für eine lange Zeit werden.

Als wir an jenem ersten Tag der Schließungen an dem Spielplatz unweit unseres Hauses vorbeikamen, musste ich dir sagen, dass du dort nicht mehr spielen dürftest. Das hast du nicht verstanden. Du warst traurig und hast bitterlich geweint – so gerne hättest du mit deinem Spielzeugbagger im Sand gebuddelt. Ich kniete mich zu dir und nahm dich in den Arm. Ich versuchte dir zu erklären, was da passierte und was ich selbst noch nicht begriffen hatte: dass es da draußen eine Krankheit gibt, die viele Menschen krank macht und dass wir helfen müssen, dass alle gesund bleiben, indem wir Abstand halten und nicht mehr auf den Spielplatz gehen. Meine Erklärung trocknete deine Tränen.

In den folgenden Monaten musstest du auf vieles verzichten: auf den Urlaub mit deinen Eltern auf Mallorca, der für Ostern geplant war; auf ein paar Ferientage im Norden bei den Großeltern; auf Treffen mit deinen Großeltern im Süden; auf Spielplatz-Nachmittage mit deinem besten Freund Tom*; auf Treffen mit deinen Patentanten, auf Vormittage mit deiner Tagesmutter… Du hast es nur selten gezeigt – aber all das hat dir gefehlt.

Dafür hattest du deine Eltern immer um dich. Denn dein Papa und ich waren plötzlich beide im Home Office und damit die ganze Zeit zu Hause. Schnell musstest du aber lernen, dass deine Eltern nur Zeit für dich haben, wenn sie nicht im Arbeitszimmer am Computer sitzen und dass eine Videokonferenz in jedem Fall hieß, dass du still sein musstest. Wir Eltern dagegen mussten lernen, unseren Arbeits- und Familienalltag unter einen Hut zu bekommen. Das fiel uns anfangs noch leicht, weil unsere Arbeitgeber erst einmal auf die digitale Kommunikation umstellen mussten. Außerdem hatte ich da noch die Kraft, meine Arbeitszeit in die frühen Morgenstunden zu verlegen: Während du und Papa noch schlieft, schlich ich mich ins Arbeitszimmer und erledigte die wichtigsten Arbeiten für den Tag. Als meine Energie dafür aber nicht mehr reichte und unsere Arbeitgeber sich auf digitales Arbeiten umgestellt hatten, waren dein Papa und ich jeden Tag Arbeitnehmer und Eltern zugleich. Dadurch wurden wir jeden Tag etwas unausgeschlafener, ungeduldiger, unausgeglichener… Es war sicher nicht immer leicht mit uns.

Wir versuchten, das Beste aus der Situation zu machen und das Positive zu sehen: Immerhin waren wir alle gesund. Immerhin war niemand aus der Familie oder dem Freundeskreis erkrankt. Immerhin hatten Papa und ich beide einen sicheren Job (während viele andere ihren Job verloren und Millionen in die Kurzarbeit gehen mussten). Immerhin konnten wir von zu Hause arbeiten.

Zuerst rettete mir eine Baustelle hier gleich um die Ecke etliche Vormittage, an denen ich nicht wusste, wo ich mit dir hingehen konnte, wo doch Spielplätze gesperrt und die Innenstädte gespenstisch leer waren. So wurde es zu unserem täglichen Ritual, nach dem Frühstück erst einmal mit dem Laufrad (du) und dem Buggy (ich) zur Baustelle zu gehen. Die Baustelle war groß und du warst ganz begeistert von dem riesigen türkisfarbenen Raupenbagger, der eine große Entwässerungsrinne grub. Und mir tat es gut, den Bauarbeitern bei ihrer täglichen Arbeit zuzusehen – scheinbar unberührt und unbeeindruckt vom Coronavirus. Über Wochen war die Baustelle unsere Konstante und der Baggerfahrer begrüßte uns am Ende der Bauphase mit einem Winken mit der großen Schaufel.

An den Nachmittagen ergriffen wir die Flucht ins Grüne: Trotz zum Teil nochmals richtig winterlicher Temperaturen vertrieben wir uns die Tage mit Laufrad/Buggy-Touren zu verwunschenen Seen, durch kantige Steinbrüche, kühle Bachtäler und sonnige Streuobstwiesen. Seit ich selbst Kind war, hatte ich den Beginn des Frühlings nicht mehr so hautnah erlebt, wie in den Monaten, die nun folgten. Auf jeder Tour gab es etwas Neues zu entdecken: erste Blumen, einen Tagpfauenauge, Regenwürmer, Frischlinge, Kaulquappen, Enten-Jungen, Schwanen-Babys… es war toll, dir das alles zeigen und erklären zu können.

Daneben versuchten wir, dir Abwechslung zu bieten: Wir stellten einen Sandkasten auf, der die Hälfte unserer Balkon versperrte, damit du weiter im Sand spielen kannst. Ich pflanzte mit dir Bohnen, Tomaten und Paprika auf der anderen Hälfte. Ich machte Knete selbst und kauften dir Tusch- und Fingerfarben. Dein Papa investierte in eine große Kiste gebrauchter Spielzeugautos und eine neue Tüte Linsen.

Derweil veränderte sich das alltägliche Leben komplett: Im Supermarkt, wo fortan nur noch dein Papa allein einkaufen ging, durfte sich nur noch eine begrenzte Zahl von Menschen gleichzeitig aufhalten. Lebensmittel wie Nudeln oder Hefe und Drogerie-Artikel wie Toilettenpapier wurden rationiert, weil einige Bürger/innen diese aus Panik zu hamstern begannen. Wir mussten (und müssen immer noch) zu allen anderen Menschen mindestens 1,5 Meter Abstand halten. Treffen mit Familie und Freunden waren lange Zeit untersagt und sind immer noch eingeschränkt. Nach jedem Kontakt mit der Außenwelt sollte man sich die Hände mindestens waschen, wenn nicht am besten desinfizieren. Und die Schulen und Kitas blieben weiter geschlossen, da nicht klar war (und ist), welche Rolle Kinder und Jugendliche bei der Weiterverbreitung des Virus spielen.

Es waren einsame Wochen – wir nur zu dritt, du und ich oft allein unterwegs. Du beklagtest dich nie. Wie sehr dir trotzdem dein Freund Tom* gefehlt hatte, merkte ich erst, als Toms Mutter und ich es nicht mehr aushielten und uns kurz vor Ende des Kontaktverbots mit euch Jungs im Wald auf einen Spaziergang mit Abstand trafen. Tom und du brauchtet eine ganze Zeit, um euch wieder aneinander heranzutasten. Am Ende aber hattet ihr so viel Spaß dabei, zusammen durch den Wald zu rennen, dass wir alle Tränen lachen mussten. Von da an trafen wir uns jede Woche im Wald. Am 07. Mai fiel dann das Kontaktverbot.

Danach kamen auch deine Großeltern aus dem Süden wieder zu Besuch, um Nachmittage mit dir draußen zu verbringen. Sie wollten es sich nicht länger nehmen lassen, dich zu sehen und mit dir zusammen zu sein. Uns Eltern half das natürlich sehr: Jede Minute, die du mit Oma und Opa unterwegs warst, konnten wir im Home Office verschwinden. Als dann die Schulen für die Abschlussklassen Mitte Mai wieder teilweise öffneten und schließlich die schriftlichen Abiturprüfungen beaufsichtigt werden mussten, half uns auch deine Patentante aus, dich zu betreuen, während dein Papa in Videokonferenzen und ich in der Abiaufsicht saß.

Auch sonst normalisierte sich das Leben wieder etwas: Viele Geschäfte durften schon Mitte April öffnen, inzwischen haben auch Cafés und Restaurants wieder geöffnet. Es ist immer noch alles anders als bisher: Wir Erwachsenen müssen überall – in Läden, beim Bäcker, im Supermarkt, in der Stadtbibliothek, in der Schule – selbstgenähte (in unserem Fall vor allem selbst gekaufte) Mund-Nasen-Masken tragen, Abstand zu anderen halten und uns die Hände desinfizieren. Du nimmst diese komischen Rituale zur Kenntnis, ohne dass es dich groß zu beschäftigen scheint. Nicht mal, als wir zusammen nach dessen Öffnung zum ersten Mal im Zoo waren und ich die ganze Zeit meine Maske tragen musste, hat dich das gewundert. Und dabei stellst du sonst gerade so viele Warum-Fragen!

Zuletzt kehren nun auch langsam die Kinder in die Kitas und Schulen zurück. Heute warst du zum ersten Mal bei deiner Tagesmutter – und es war, als hätte es die lange Pause von 84 Tagen seit deinem letzten Tag in ihrer Obhut nie gegeben. Du bist zwar verhalten, aber doch mit Vorfreude auf deinen Spielkameraden und die vielen Autos dort, morgens losgezogen und zwar erleichtert, aber doch voller Erzählungen mittags in meine Arme gelaufen. Jetzt liegst du schlafend neben mir und erholst dich von dem Neustart. Ich bin sehr stolz auf dich, wie du das heute geschafft hast!

Wie es weitergeht? Wir wissen es nicht. Vor uns liegt eine wirtschaftliche Rezession, der der Staat mit einem über 150 Mrd. Euro teuren Konjunkturpaket begegnen will. Das Virus ist immer noch da, auch wenn in unserem Landkreis täglich nur noch ein bis kein neuer Krankheitsfall hinzukommt. Trotzdem gehen Virologen davon aus, dass wir weiter vorsichtig sein müssen, bis es einen Impfstoff oder wirksame Medikamente gegen das Virus gibt. Und das wird allen Schätzungen nach noch mindestens ein Jahr dauern. So oder so: 2020 wird ein denkwürdiges Jahr bleiben. Du wirst dich nicht mehr daran erinnern, wenn du größer bist. Aber wir werden dir davon erzählen – und davon, wie wir diese Krise gemeinsam gemeistert haben.

In Liebe,

deine Mama

*der in Wirklichkeit anders heißt

Noch eine Geschichte

Krumpfz im Dialog

Neulich habe ich davon erzählt, wie die Fuchsi-Geschichten bei uns Einzug gehalten haben. Am Anfang hatten wir Eltern noch die volle Deutungshoheit über Fuchsis Abenteuer. Inzwischen aber will Krumpfz immer ein Wörtchen mitreden, wenn wir ihm etwas Neues von Fuchsi und seinen Freunden erzählen – was uns Eltern oft vor unerwartete Plot-Twists stellt. So zum Beispiel gestern Abend, als ich Krumpfz ins Bett bringen wollte.

Krumpfz (wirft sich in sein Bettchen auf sein blaues Kissen): „Noch eine Fuchsi-Geschichte!“

Ich (wohl wissend, dass das länger dauern wird): „Okay, noch eine – und dann wird geschlafen!“

Krumpfz: „Ja!“

Ich lege mich neben Krumpfz und hole gerade Luft, da unterbricht er mich schon.

Krumpfz: „Mit vielen Freunden! Mit ohne Taucher! Wie Fuchsi ins Dino-Gehege geht!“

Ich: „Okay. Also: Es war einmal ein kleiner, roter Fuchs, der wohnte mit seiner Familie unter einer großen, alten Eiche – und sein Name war…“

Krumpfz: „Fuchsi!“

Ich: „Genau! Eines Morgens wachte Fuchsi ganz aufgeregt auf. Denn heute wollte er mit seinen Freunden ins Dino-Gehege gehen. Er war so aufgeregt, dass er am liebsten gar nicht gefrühstückt hätte. Aber seine Mutter stand schon in der Küche und sagte: ‚Fuchsi, ich weiß, du bist ganz aufgeregt, aber du musst etwas essen, denn ihr geht heute ja den ganzen Tag ins Dino-Gehege. Guck, ich habe dir schon dein Schoko-Müsli hingestellt. Und für unterwegs habe ich dir deine Bagger-Tupper und Traktor-Flasche gefüllt und in deinen Fuchs-Rucksack gepackt.‘ Schnell aß Fuchsi sein Frühstück und hastduihnnichtgesehen war er auch schon auf dem Weg zur Bushaltestelle. Denn dort wollte er sich mit seinen Freunden treffen. Hansi war schon da, Fuchsi kam als Zweiter an. Danach kamen Pu, Fröschli, Rehlein und Hirschi – und schon konnte es losgehen.“

Krumpfz: „Und Hazel! Hazel kommt auch mit!“

Ich: „Ach Hazel auch?“

Krumpfz: „Ja!“

Ich: „Hazel war also auch an der Bushaltestelle. Und da kam auch schon der Bus angefahren.“

Krumpfz: „Der alte Hirsch fährt den Bus! Der ist ganz älter geworden und kann nicht mehr so gut Zug fahren.“

Ich (irritiert, schließlich war der alte Hirsch bisher immer als Lokführer in Erscheinung getreten): „Okay, also der alte Hirsch fuhr den Bus und Fuchsi stieg zuerst ein…“

Krumpfz: „Nein, Robbie steigt zuerst ein!“

Ich: „Robbie steigt auch mit ein?“

Krumpfz: „Ja, der ist einfach so reingerutscht!“

Ich (bei dem Versuch, die Erzählung wieder in Gang zu kriegen): „Und Fuchsi kaufte beim alten Hirsch noch ein Gruppenticket für alle und dann fuhren sie los zum Dino-Gehege. Schon bald waren sie an der Bushaltestelle des Dino-Geheges angekommen und…“

Krumpfz (aufgeregt): „Oh! Ich hab noch eine Idee! Das war nicht das Dino-Gehege!“

Ich (verdutzt): „Nicht?“

Krumpfz (halb schockiert, halb belustigt): „Nein! Das war das Wildschwein-Gehege!“

Ich: „Hatte sich der alte Hirsch verfahren?“

Krumpfz (jetzt ganz wach und belustigt): „Ja!“

Ich (weiter im Erzählton): „Das merkten auch die Tierkinder. Sie guckten sich an, denn sie wussten, dass sie nicht am richtigen Gehege angekommen waren. Und Fuchsi rief dem alten Hirsch zu: ‚Das ist das falsche Gehege!‘ ‚Oh‘, sagte der alte Hirsch, ‚dann muss ich mich wohl verfahren haben. Ich bringe euch zum Dino-Gehege.‘ Also drehte er um und fuhr die Tierkinder zum Dino-Gehege.“

Krumpfz (belustigt): „Oh! Das war auch nicht das Dino-Gehege!“

Ich (Böses ahnend): „Sondern?“

Krumpfz (glucksend): „Das Hirsch-Gehege!“

Ich (wieder im Erzählton): „Okay… Der alte Hirsch hatte offensichtlich vergessen, wie er zum Dino-Gehege kommt. Er hatte sich wieder verfahren! Also mussten die Tierkinder ihm nochmal sagen, dass er falsch gefahren war. Sie drehten um – und dieses Mal fand der alte Hirsch den Weg zum Dino-Gehege.“

Krumpfz (offenkundig immer noch amüsiert von der eigenen Idee): „Oh! Der alte Hirsch hat sich schon wieder verfahn!“

Ich (langsam resignierend, weil ich das Kind so nie ins Bett bekommen würde): „So?“

Krumpfz (lachend): Das war das Ameisen-Gehege!“

Ich (mit gespielter Empörung): „Das Ameisen-Gehege? Oh nein! Da hatte sich der alte Hirsch schon wieder fahren! Kein Wunder, er war ja auch schon alt und sehr vergesslich. Und was machten sie nun? Drehten sie um und fuhren zurück?“

Krumpfz: „Ja.“

Ich (erstaunt ob der plötzlichen Wendung, aber gleichzeitig hoffnungsvoll, jetzt die Fäden der Erzählung wieder in die Hand nehmen zu können): „Okay, also fuhren sie zurück in den Wald und gingen dort am Bach spielen.“

Krumpfz (insistierend): „Nein! Sie gingen zum Dino-Gehege!“

Ich (verwirrt): „Ach, das Dino-Gehege ist in Fuchsis im Wald?“

Krumpfz: „Ja.“

Ich (weiter um eine konsistente Erzählung bemüht): „Also gingen sie zum Dino-Gehege und schauten sich die Dinos an. Was gab es denn da für Dinos?“

Krumpfz (freudig): „Ein großer Dino hat einen kleinen Dino umgebumsiet. Der hat mit seinem langen Schwanz den kleinen Dino umgebumsiet! Oh! Der kleine Dino ist in den Sand gefallen – Plumps! Aua!“

Ich: „Oh… Aua! Hat sich der kleine Dino wehgetan?“

Krumpfz (belustigt): „Nein! Der kleine Dino ist ganz sandig!“

Ich: „Okay, dann hat er sich bestimmt geschüttelt, um wieder sauber zu werden, oder?“

Krumpfz: „Nein, der kann sich nicht schütteln.“

Ich: „Aha?!“

Krumpfz: „Nur wackeln!“

Ich: „Ah, dann hat er gewackelt und dann ist der Sand abgefallen?“

Krumpfz: „Nein!“

Ich: „Okay… (schnell den Erzählfaden wieder aufnehmend) Naja, auf jeden Fall haben die Tierkinder eine Weile den Dinos zugeguckt und sind dann nach Hause gegangen, denn es war ein langer Tag gewesen.“

Krumpfz: „Nein! Sie gehen noch zu einem anderen Gehege!“

Ich (auf das Schlimmste gefasst): „So? Zu welchem denn?“

Krumpfz: „Zum Katzen-Gehege!“

Ich: „Okayyy… und konnte man die Katzen da streicheln?“

Krumpfz: „Ja. Da war eine Tür. Eine Tür aus Holz. Die machten sie auf und zu.“

Ich: „Und dann streichelten sie die Katzen?“

Krumpfz: „Ja.“

Ich (die Chance ergreifend): „Was für ein schönes Ende!“

Fuchsi und der Taucher

Allgemein

Ich bin in einem Haus voller Geschichten großgeworden. Seit ich denken kann, hat mir meine Mutter – auf dem Fußboden des Kinderzimmers sitzend, den Rücken an die in kalten Monaten wärmende Heizung gelehnt – jeden Abend aus Büchern vorgelesen. Vor allem an unsere Ausflüge in die Welt Astrid Lindgrens habe ich zum Teil noch lebhafte Erinnerungen – so zum Beispiel an den Abend, als wir am Ende der Geschichte der „Brüder Löwenherz“ beide vor Rührung weinen mussten.

Mein Vater hingegen hat mir nicht so oft Geschichten vorgelesen – er hat sie lieber selbst erfunden. Meistens war das sonntags der Fall, wenn ich mich zu ihm ins Bett meiner Eltern kuscheln durfte, um Mittagsschlaf zu machen. Von letzterer Vorgabe war ich nie wirklich begeistert, weswegen ich meinen Vater immer dazu zu überreden versuchte, mir eine Geschichte nach der anderen zu erzählen. Um aus dieser Misere einen Ausweg zu finden – und um mich zu ärgern – erfand mein Vater deshalb irgendwann die „Geschichte vom Taucher“, die in ihrer Reinform folgendermaßen geht:

„Es war einmal ein Taucher – gluckgluck, weg war er!“

Ich war natürlich als Kind immer schrecklich empört, wenn mein Vater auf meine Aufforderung nach einer Geschichte erstmal den blöden Taucher hervorholte – und das zunehmend eingebettet in zunächst vielversprechende Geschichtsanfänge. Ich erinnere mich zum Beispiel an folgende Taucher-Episode: „Es war einmal an einem wunderschönen, sonnigen Morgen. Auf einer Wiese, auf der viele Blumen wuchsen, lag noch der Tau. Auf einem Blatt war ein besonders großer Tautropfen, der im Sonnenlicht nur so funkelte. Und da hinein sprang ein Taucher – gluckgluck, weg war er!“ Nichtsdestotrotz blieb der Taucher Teil unseres Geschichtenuniversums.

Seit letztem Herbst hat nun Krumpfz auch seinen ganz persönlichen Geschichtenheld: Fuchsi. Alles fing damit an, dass wir im Spätsommer auf einem der unzähligen Kinderkleiderbasare waren und dort eine Frau, die „Fit Dank Baby“-Kurse bewarb, in der Schlange der Wartenden vor der Halle kostenlose Werbetütchen verteilte. Darin fand sich neben allerlei Nutzlosem auch eine kleine Fingerpuppe: ein roter Fuchs. Krumpfz wollte sie natürlich sofort haben und schon auf der Fahrt nach Hause ließ er sie nicht mehr los. Wir nannten den Fuchs – kreativ wie wir sind – Fuchsi. Er wurde zu Krumpfz‘ treuem Begleiter.

Fuchsi musste fortan überall mit hin – vor allem aber mit ins Bett. Vergaßen wir zum Beispiel, Fuchsi morgens mit in die Kita zu geben, war Krumpfz kaum zu einem Mittagsschlaf zu bewegen. Auch abends musste Fuchsi – zusammen mit allerlei Spielzeugautos und gut zugedeckt – mit in unserem Bett einschlafen.

Umso größer war der Schock, als ich Krumpfz eines regnerischen Morgens ausnahmsweise mit dem Auto zur Kita brachte und in der Hektik irgendwo Fuchsi verlor. Schon beim Abgeben meines Sohnes in der Kita merkte Krumpfz, dass Fuchsi nicht da war. Ich versicherte ihm, dass ich Fuchsi bestimmt wiederfinden würde, bis ich Krumpfz wieder abholen würde. Doch obwohl ich anschließend den Hof vor der Kita, das gesamte Auto und unsere Garage bis in die hintersten Winkel durchsuchte – Fuchsi blieb verschwunden. Ein weinendes Kind und schlaflose Nächte vor Augen beauftragte ich meinen Mann umgehend mit der Bestellung eines neuen Fuchsi-Exemplars im Internet.

Tatsächlich blieb der alte Fuchsi verschwunden – so dass wir sehr froh waren, dass der neue Fuchsi dank Express-Lieferung schon zwei Tage später bei uns eintraf. Zum Glück nahm Krumpfz den neuen Fuchsi ohne mit der Wimper zu zucken an und schloss ihn genauso ins Herz wie seinen Vorgänger.

Allerdings war Fuchsi nicht allein geliefert worden: Ihn gibt es nur in einem Paket mit zwei anderen Fingerpuppen – einem Frosch („Fröschli“) und einem Eichhörnchen („Hansi“) – zu kaufen. Beide Puppen hoben wir Eltern für den Adventskalender auf, aus dem sie Krumpfz in der Weihnachtszeit schließlich etwas zerknautscht befreite.

Bereits vorher begannen wir – oder besser gesagt: vor allem mein Mann – Geschichten rund um Fuchsi zu spinnen. Jede Geschichte beginnt dabei so:

„Es war einmal ein kleiner roter Fuchs, der wohnte mit seiner Familie unter einer alten Eiche. Und sein Name war: Fuchsi.“

Oft bestimmt Krumpfz, wie die Geschichte weitergeht – was dazu führt, dass Fuchsi regelmäßig mit dem Traktor des Bauern von nebenan unterwegs ist. Mal muss er eine vom Sturm umgewehte Eiche mit dem Forsttraktor abtransportieren, mal mit Traktor und Pflug dem Bauern auf dem Feld helfen. Natürlich kann Fuchsi auch noch allerhand andere Fahrzeuge fahren. Neulich erst hat er mit einem Bagger einen Krötentunnel ausgehoben. Mit dabei sind auch seine Freunde Fröschli, Hansi und Pu (dem Bären – einem Relikt aus frühen Tagen unserer Beziehung), die inzwischen auch allerlei Fahrzeuge fahren können.

Krumpfz ist folglich ziemlich begeistert von Papas Fuchsi-Geschichten und kann – vor allem abends, wenn er partout nicht schlafen gehen will – gar nicht genug davon bekommen. „Noch eine allerletzte!“, fordert er also, kaum dass mein Mann eine Fuchsi-Geschichte zu Ende gebracht hat. Natürlich ist die allerletzte Geschichte dann aber immer noch nicht genug und Krumpfz will „Noch eine allerletzte!“.

Das hat nun vor gut zwei Wochen dazu geführt, dass ich – als ich „noch eine allerletzte“ Geschichte erzählen sollte – einfach in die elterliche Trickkiste gegriffen und die Taucher-Geschichte erzählt habe. Beim ersten Mal war Krumpfz einfach nur verdutzt. Nach ein paar weiteren Taucher-Geschichten (an den nächsten Tagen) aber kapierte er langsam, dass der Taucher jede Erzählung abrupt beendet. Deswegen wünscht sich Krumpfz jetzt immer „Noch eine allerletzte – mit ohne Taucher!“. Ich kann es natürlich trotzdem nicht lassen, ihm immer mal wieder einen Taucher unterzujubeln. Denn so ein Taucher darf in keinem Geschichtenuniversum fehlen.