Okay, jetzt also doch: Ich schreibe über Pekip. Nein, auch diese Woche kam es nicht zu den von Krumpfz’ Papa stets heraufbeschworenen Horrorszenarien („Und, hat heute ein Baby gekackt?“). Stattdessen ist etwas Unerwartetes passiert: Krumpfz hat erstmals Kontakt zu anderen Babys aufgenommen!
Krumpfz’ Papa und ich waren zuvor schon etwas erstaunt gewesen, weil unser Sprössling sich so gar nicht für Gleichaltrige interessierte. Erwachsene waren für ihn von Anfang an okay – sie konnte man vom Arm der Eltern aus schüchtern anlächeln. Aber andere Babys und Kleinkinder waren ihm bis zu dieser Woche entweder egal oder äußerst suspekt.
Ich erinnere mich noch, wie Krumpfz und ich meinen Mann vor Weihnachten zur Mittagspause in unserem Lieblings-Thai-Imbiss trafen. Wir setzten uns mit den von uns heißgeliebten Suppen in eine der Fensternischen und legten Krumpfz an die zur Fußgängerzone angrenzende Glasfront – auch in der Hoffnung, dass die vorbeihastenden Passanten ihn ablenken und uns so zu einem Mittagessen ohne Gequengel verhelfen würden. Tatsächlich kam schon bald eine leicht ergraute Frau mit einem ungefähr anderthalbjährigen Mädchen im Buggy vorbeigeschoben. Krumpfz schaute die beiden interessiert durch die Scheibe an, so dass das Mädchen ihn bemerkte und auf ihn deutete. Die Frau – wahrscheinlich die Oma des Mädchens – blieb daraufhin stehen, um den Austausch der beiden Kinder zu verfolgen. Auch wir sahen, was vor sich ging und waren gespannt auf die Reaktion unseres Sohnes. Diese fiel allerdings anders aus, als erwartet: Erschrocken riss er die Augen weit auf, um kurz darauf in ein ängstliches Wimmern zu verfallen. Während die Oma ihre Enkelin daraufhin eilig davonschob, trösteten wir unseren Kleinen. „Vielleicht haben wir ja einen kleinen Soziopathen als Sohn“, scherzte mein Mann.
Bei Pekip schien sich Krumpfz in den ersten zwei Wochen dagegen überhaupt nicht dafür zu interessieren, dass noch sieben andere Mini-Menschen nackt in seiner Nähe spielten. Wie im Tunnel bearbeitete er mit seinen kleinen Händchen konzentriert einen Entchenball, griff mit Freudenschreien nach in Seidentücher gewickelten Luftballons und turnte furchtlos und bäuchlings auf einem Wasserball. Dagegen schaute er bei der wöchentlichen Kennenlernrunde, bei der wir Mütter die Babys vor uns herumtragen, gekonnt an jedem ihm gegenüber hängenden Baby vorbei. „Guck mal, Krumpfz, das ist Tom“, versuchte ich ihm beispielsweise seinen etwa gleichalten nackten Counterpart vorzustellen (der in Wirklichkeit anders heißt). Krumpfz zeigte sich jedoch total unbeeindruckt und starrte stattdessen an die leere Wand. „Hallo, Krumpfz“, antwortete Toms Mama für ihren Sohn. Ruckartig wandte sich Krumpfz, der offensichtlich seinen Namen gehört hatte, der Quelle der ihm unbekannten Stimme zu – und lächelte Toms Mutter direkt ins Gesicht. Tom würdigte er trotzdem keines Blickes.
So ging es bis vorgestern. Und dann kam Helena (die in Wirklichkeit auch anders heißt). Sie lag vor ihrer Mutter auf dem Bauch neben Krumpfz und entdeckte ungefähr gleichzeitig mit ihm den zwischen beiden liegenden Entchenball. Sowohl Krumpfz als auch Helena begannen daraufhin, den Ball mit ihren Händchen zu schlagen, wodurch die Plastikkugel fröhlich zwischen ihnen hin- und herhoppelte (und immer wieder davonkullerte). Als der Entchenball wieder einmal wegsprang, schienen beide Babys plötzlich zu merken, dass sich da noch jemand hinter dem Spielgerät befand und betrachteten sich eingehend. Soweit es ihre Motorik zulässt, fingen beide an, sich gegenseitig mit ihren Händchen zu befühlen – erst an den Armen, dann im Gesicht. Und ehe wir Mütter uns versahen, hatte Helena Krumpfz ihre Hand in den Mund gesteckt, der genüsslich darauf herumlutschte und -kaute! Sofort trennten wir die beiden unter dem Gelächter des ganzen Kurses.
Danach war das Eis gebrochen. Schon in der sich anschließenden Kennenlernrunde begrüßte Krumpfz Tom mit einem fröhlichen Gieksen und schlug etwas hölzern mit seiner Hand auf dessen Arm ein. Tom quittierte das mit einem erschrockenen Blick. Ich musste lachen: Ein Soziopath ist Krumpfz also nicht – allerdings müssen wir noch ordentlich an seinen Umgangsformen feilen.